Ein schockierender Mord gibt in Deutschland immer noch Rätsel auf. Am 2. Juni wird Walter Lübcke kurz nach Mitternacht tot auf der Terrasse seines Hauses in der Kleinstadt Wolfhagen gefunden (BLICK berichtete). Lübcke war bis dahin Regierungspräsident im Bezirk Kassel. Vieles deutet darauf hin, dass der 65-jährige Politiker aus nächster Nähe mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet worden war.
Nun, über zwei Wochen nach der Tat, scheint den Ermittlern der entscheidende Durchbruch gelungen zu sein. Mit Stephan E.* sitzt seit Sonntag ein dringend tatverdächtiger 45-jähriger Rechtsextremer in Haft.
Rohrbomben-Anschlag vereitelt
Die Akte von Stephan E. ist dick und geht zurück bis ins Jahr 1989. Wie die deutsche «Bild» schreibt, steckte E. noch als Teenager ein Mehrfamilienhaus in Brand. Später folgten ein Verstoss gegen das Waffengesetz, mehrere gefährliche Körperverletzungen sowie eine Messer-Attacke auf einen Ausländer, der von E. lebensgefährlich verletzt wurde.
Kurz vor Weihnachten 1993 schliesslich scheiterte ein Rohrbomben-Anschlag auf eine Asylbewerberunterkunft. Noch vor der Detonation konnte der Sprengsatz von Stephan E. entschärft werden.
Auch in den Folgejahren wird E. immer wieder straffällig – und er knüpft intensive Kontakte in die Fascho-Szene unter anderem auch zur militanten Gruppierung «Combat 18». Zudem ist E. zwischenzeitlich Mitglied der rechtsradikalen Partei NPD.
«Gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus»
Nun richtete sich der Hass von Stephan E. möglicherweise gegen Walter Lübcke. Der CDU-Politiker galt als besonders bürgernah, setzte sich aber auch seit Jahren auch für eine tolerante Flüchtlingspolitik ein. Gerade dafür musste Lübcke besonders aus dem rechten Lager viele Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Im Internet wurden zudem mehrfach anonym Morddrohungen gegen den 65-jährigen Mann veröffentlicht.
Nach dem Mord an Lübcke fiel der Verdacht auf Stephan E., weil in der Kleidung des Toten DNA-Spuren von E. entdeckt worden waren. Der Neonazi war wegen seiner diversen Vorstrafen bereits in der Polizei-Datenbank vermerkt gewesen. «Wir gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. Dafür sprechen das Vorleben sowie öffentlich geäusserte Meinungen und Ansichten des Verdächtigen», erklärte die Bundesanwaltschaft gegenüber «Bild». (cat)
*Name der Redaktion bekannt