Verdacht auf Geheimnisverrat
Pariser Kripo-Chef gefeuert

Paris – Nach einer Serie von internen Skandalen ist der Chef der Pariser Kriminalpolizei, Bernard Petit, wegen des Verdachts des Geheimnisverrats vom Dienst suspendiert worden. Gegen den 59-Jährigen wurde in der Nacht zum Freitag ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Publiziert: 06.02.2015 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:25 Uhr

Er soll einen hochrangigen früheren Elitepolizisten vor der Festnahme in einer Betrugs- und Korruptionsaffäre gewarnt haben.

Der Skandal um den Chef des legendären Kripo-Kommissariats, das nach seinem Sitz am Quai des Orfèvres 36 benannt und durch die Fälle des Film-Kommissars Maigret bekannt ist, steht in einer Reihe mit anderen Skandalen, die in den vergangenen Monaten den Ruf der Polizei in der französischen Hauptstadt schwer beschädigt haben.

Kurz nach der Ernennung von Petit zum Kripo-Chef im Dezember 2013 durch den damaligen Innenminister und heutigen Premierminister Manuel Valls waren im April vier Polizisten festgenommen worden, die im Kommissariat eine kanadische Touristin vergewaltigt haben sollen. Gegen zwei von ihnen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Wenige Monate später, Ende Juli, machte der Diebstahl von 52 Kilogramm Kokain aus einem gesicherten Raum am Sitz der Kripo Schlagzeilen. Zunächst wurde ein Rauschgiftfahnder festgenommen, danach folgten eine Reihe weiterer Ermittlungsverfahren auch gegen Polizisten. Die Drogen im Schätzwert von zwei Millionen Euro wurden bisher nicht wiedergefunden.

Wegen des Kokain-Diebstahls sollte am Freitag auch der mehrfach verurteilte Hochstapler Christophe Rocancourt verhört werden, der im Gefängnis den hauptverdächtigen Rauschgiftfahnder kennengelernt hatte.

Vor allem aber ist der Hochstapler im Moment wegen einer Korruptionsaffäre in Haft, die nun auch Kripo-Chef Petit zu Fall brachte: Rocancourt soll gegen Bezahlung Papiere für illegale Flüchtlinge besorgt haben. In dem Fall laufen auch Ermittlungen gegen den früheren Chef der Polizei-Eliteeinheit GIGN, Christian Prouteau.

Kripo-Chef Petit und drei weitere Polizisten sollen Prouteau vor seiner Festnahme im Oktober gewarnt und mit «Informationen aus erster Hand» versorgt haben. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, muss sich Petit nun wegen der Weitergabe von vertraulichen Informationen zu Justizermittlungen verantworten.

Prouteau ist bei der französischen Polizei eine Legende: Er gründete 1974 die Eliteeinheit GIGN, die zuletzt an der Jagd auf die Attentäter auf die französische Satire-Zeitung «Charlie Hebdo» beteiligt war.

Neben Petit und seinem Bürochef werden zwei weitere Polizisten beziehungsweise Ex-Polizisten in dem Fall verdächtigt, darunter der einflussreiche Präsident der Sozialwerks der Beamten des Innenministeriums (Anas), Jo Masanet. Die Ermittler interessieren sich dabei auch für das Geschäftsgebahren von Anas.

Der Skandal um Petit hat zudem eine politische Dimension, denn er soll den Sozialisten nahestehen. Valls hatte Ende 2013 den damaligen Kripo-Chef Christian Flaesch gefeuert, der eher der konservativen Vorgängerregierung zugerechnet wurde. Grund war ein Anruf von Flaesch bei einem Ex-Minister wegen dessen bevorstehender Befragung als Zeuge.

Valls sagte nun, die Ablösung von Petit sei unumgänglich gewesen. In einer solchen Position dürfe man «nicht den geringsten Zweifel» aufkommen lassen und müsse «beispielhaft» sein. Zu Petits Nachfolger wurde der Kripo-Chef von Marseille, Christian Sainte, bestimmt.

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