Japan müsse «seine Rolle als Vermittler» zwischen Atomwaffenstaaten und solchen, die keine Atomwaffen besitzen, verstärken, forderte Matsui am Donnerstag in seiner Friedens-Deklaration zum 75. Jahrestag des amerikanischen Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Vor drei Jahren hatten sich zwei Drittel der Mitgliedsländer der Vereinten Nation auf diesen Vertrag verständigt. Bislang haben ihn jedoch erst 32 Staaten ratifiziert. Damit er in Kraft treten kann, müssen ihn 50 Länder ratifizieren.
Viele lehnen Vertrag ab
Atommächte wie die USA, Grossbritannien, China, Frankreich und Russland haben den Vertrag jedoch nicht unterzeichnet. Genauso Japan und Südkorea, die unter dem atomaren Schutzschild der USA stehen. Auch die Nato-Staaten lehnen den UN-Atomvertrag ab. Er drohe die Abrüstungsbemühungen im Rahmen des vor 50 Jahren in Kraft getreten Atomwaffensperrvertrags (NPT) zu unterlaufen, warnten die Kritiker. Es sei sinnvoller, mit den Atomwaffenstaaten über konkrete Abrüstungsschritte zu sprechen, hatte Bundesaussenminister Heiko Maas erst im vergangenen Jahr bei einem Besuch in Hiroshima erklärt.
Japan will Vertrag nicht beitreten
Trotz Forderung der Überlebenden der Atombombe und des Bürgermeisters in Hiroshima will auch Japan, das den NPT 1976 ratifiziert hatte, dem neuen UN-Vertrag nicht beitreten. Regierungschef Shinzo Abe ging auf den UN-Vertrag in seiner Rede am 75. Jahrestag in Hiroshima denn auch nicht ein. Er sagte aber, Japan habe als einziges Land, das Opfer von Atombomben im Krieg wurde, die Pflicht, auf eine Abschaffung von Nuklearwaffen weiter hin zu arbeiten. Japan werde alles tun, um eine Welt in dauerhaftem Frieden und frei von Atomwaffen zu realisieren.
UN-Generalsekretär warnt vor neuem atomaren Wettrüsten
UN-Generalsekretär António Guterres hat zum 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf die japanische Stadt Hiroshima vor einem erneuten atomaren Wettrüsten gewarnt. «Spaltung, Misstrauen und mangelnder Dialog drohen die Welt zu einem ungezügelten strategischen Nuklearwettbewerb zurückzubringen», sagte Guterres am Donnerstag in einer Video-Botschaft anlässlich einer Gedenkzeremonie in Hiroshima. Er wollte selbst vor Ort teilnehmen, musste aber wegen der Corona-Pandemie absagen. Das Netz aus Rüstungskontrolle, Transparenz und vertrauensbildenden Instrumenten, das während und in der Folge des Kalten Krieges geschaffen worden sei, «franst aus».
«Staaten, die Atomwaffen besitzen, modernisieren ihre Arsenale und entwickelten neue und gefährliche Waffen und Trägersysteme», sagte er. Das Risiko, dass Atomwaffen absichtlich, versehentlich oder durch Fehleinschätzungen eingesetzt werden, sei «zu hoch», als dass sich solche Trends fortsetzen dürften. «Der einzige Weg, um das nukleare Risiko vollständig zu beseitigen, besteht darin, Atomwaffen vollständig zu eliminieren», erklärte der UN-Generalsekretär weiter. (SDA)