In drei unscheinbaren Containern im Hafen von Salerno (I) ist Ermittlern einer der grössten Drogenfunde der Welt gelungen. 14 Tonnen Amphetamine in Pillen-Form wurden in Papierzylindern für den industriellen Gebrauch entdeckt. Zirka 84 Millionen Pillen. Umgerechnet eine Milliarde Franken Wert. Die Container wurden im Namen von Italienern verschifft und sollten an ein Unternehmen in Lugano gehen, wie «La Republica» berichtet.
Die Pillen stammen von der Terror-Organisation Islamischer Staat (IS). Es sei bekannt, dass der IS seine terroristischen Aktivitäten vor allem über den Handel synthetischer Drogen finanziere, die grösstenteils in Syrien hergestellt werden, erklärte die Polizei.
Das Bürgerkriegsland sei in den letzten Jahren zum weltweit führenden Hersteller von Amphetaminen geworden. Das nun beschlagnahmte Aufputschmittel heisst Captagon und gilt als «Dschihadisten-Droge». Auch die Täter des Anschlags auf die Pariser Bataclan-Konzerthalle sollen unter dem Einfluss der Droge gestanden haben.
Container sollten nach Libyen
Die Ermittler waren stutzig geworden, da der erste Container aus Syrien und nur als Zwischenstation nach Italien kam. Dabei war die Ware als «Kleidung» deklariert und sollte über eine Schweizer Firma nach Libyen gehen. Der Verdacht der Behörden wurde belohnt und die Drogen wurden entdeckt. Allem Anschein nach sollten die Millionen Pillen aus ihrem Versteck geholt werden, um von dort aus in Europa auf den Markt gebracht zu werden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Drogenherstellung in Europa während der Corona-Beschränkungen weitestgehend zum Erliegen gekommen ist. Viele Händler hätten sich so an Syrien gewandt, «wo die Produktion keine Verlangsamung erfahren zu haben scheint». Die Polizei geht davon aus, dass die Camorra in den Handel verwickelt war. Die Mafia aus Neapel ist weltweit im Drogenhandel aktiv.
Der IS hat mittlerweile sein gesamtes früheres Herrschaftsgebiet in Syrien und damit auch wichtige Einnahmequellen verloren. Zellen der Dschihadisten sind aber in dem Bürgerkriegsland sowie im benachbarten Irak weiter aktiv. Immer wieder kommt es zu Angriffen und Anschlägen der Extremisten. Unklar ist, wo genau die Drogen auf das Schiff verfrachtet wurden. Syriens Mittelmeerküste und die dortigen Häfen sind unter Kontrolle der syrischen Regierung. (jmh/SDA)