Rund tausend Demonstranten marschierten in Richtung eines Viertels, in dem sich viele Regierungsgebäude befinden. Sie wurden von Militärpolizisten auseinandergetrieben. Einige Demonstranten lieferten sich Strassenschlachten mit der Polizei.
Gegen eine Gruppe aus ebenfalls tausend Demonstranten, die in Caracas zu einer Autobahn marschierten, setzte die Polizei Tränengas und Gummigeschosse ein.
In der Stadt Carora legten sich Demonstranten auf eine Strasse und bildeten mit ihren Körpern die spanischen Wörter für «Nieder mit Maduro». Im Bundesstaat Vargas löste die Polizei Berichten zufolge eine Demonstration auf.
Seit einer Woche gehen die Gegner des linksnationalistischen Präsidenten Nicolás Maduro auf die Strasse. Die rechtsgerichtete Opposition rief ihre Anhänger zu lokalen Protesten auf, die am Mittwoch kommender Woche in einer nationalen Grosskundgebung in Caracas münden sollen.
Der jetzt verstorbene 32-Jährige war am Dienstagabend während einer Demonstration in der Stadt Cabudare im nordwestlichen Bundesstaat Lara schwer verletzt worden. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, starben bereits am Dienstagabend ein 13-Jähriger und ein 36-Jähriger in Barquisimeto, der Hauptstadt von Lara, ebenfalls durch Schüsse.
Am 6. und 11. April waren nach Behördenangaben bereits zwei 19-jährige Studenten bei den Protesten getötet worden. Seit dem vergangenen Donnerstag wurden zudem dutzende Demonstranten verletzt und mehr als hundert Menschen festgenommen.
Der Oppositionsabgeordnete Alfonso Marquina aus Lara machte bewaffnete Anhänger der Regierung für den Tod des 13-Jährigen verantwortlich. Der Bub starb demnach durch einen Schuss in den Bauch. Marquina zufolge standen sogenannte «colectivos» dahinter. Diese selbstgeschaffenen Bürgereinheiten fungieren nach seinen Worten als «Stosstruppen» der Regierung.
Die Regierungsgegner im ölreichen Venezuela machen Maduro für die seit Monaten andauernde Wirtschaftskrise verantwortlich. Sie kämpfen für eine Volksabstimmung zu seiner Amtsenthebung. Ausserdem fordert die Opposition ein Datum für die verschobenen Regionalwahlen.
Die Krise verschärfte sich zuletzt durch die inzwischen wieder zurückgenommene Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dem von der Opposition beherrschten Parlament die Kompetenzen zu entziehen und auf sich selbst zu übertragen. Durch ein vor rund einer Woche gegen den rechtskonservativen Oppositionsführer Henrique Capriles verhängtes 15-jähriges Ämterverbot wurde die Krise weiter angeheizt.
Capriles ist einer der prominentesten Vertreter des oppositionellen Mitte-Rechts-Bündnisses MUD (Mesa de Unidad Democrática, Tisch der demokratischen Einheit), das sich für Maduros Absetzung einsetzt. Das Ämterverbot für Capriles würde ihn auch daran hindern, für die Präsidentschaftswahl 2018 zu kandidieren.
2013 hatte Capriles die Präsidentschaftswahl knapp gegen Maduro verloren, nachdem dessen Mentor, der langjährige sozialistische Staatschef Hugo Chávez, gestorben war.
Maduro erklärte die gesamte Karwoche im öffentlichen Dienst für arbeitsfrei. Den Demonstranten warf er vor, Gewalt anheizen zu wollen. Die Eskalation solle dann zu einem «Staatsstreich» und zur «Zerstörung des Friedens» in Venezuela führen.