Venezuela kommt nicht zur Ruhe. In der Hauptstadt des Landes ist es in der Nacht auf heute erneut zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizei gekommen. Besonders im Viertel El Valle kam es zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Demonstranten legten Feuer, es bot sich ein Bild der Verwüstung.
Die meisten Opfer sollen durch Stromschläge getötet worden sei, als sie in einer Bäckerei einen Kühlschrank stehlen wollten, andere starben durch Schüsse. Ein Kinderspital musste wegen des massiven Einsatzes von Tränengas evakuiert werden.
«Nicht mit der Titanic Maduros untergehen»
Zuvor waren bei den Protesten bereits neun Menschen gestorben. Seit der zeitweisen Entmachtung des Parlaments erlebt das Land mit den grössten Ölreserven der Welt die heftigste Protestwelle seit 2014 - damals starben 43 Menschen.
Die Demonstranten fordern Neuwahlen und die Absetzung des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro, dem sie die Vorbereitung einer Diktatur vorwerfen. Dieser hatte angekündigt, 500'000 Milizionäre als Antwort auf die Proteste mit Gewehren zu bewaffnen. Das Militär wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Die Opposition rief das Militär zum Bruch mit Maduro auf. «Gehen Sie nicht mit der Titanic Maduros unter», sagte einer der Oppositionsführer, Freddy Guevara, an die Adresse von Verteidigungsminister Vladimir Padrino.
Internationale Gemeinschaft reagiert
Angesichts dramatischer Gewaltszenen im ganzen Land fordert die internationale Gemeinschaft Maduro auf, die brutal agierenden Milizen abzuziehen.
Bilder zeigten, wie auf Demonstranten von Motorrädern aus geschossen wurde, zudem prügelten Polizisten auf Protestierende ein, von denen einige ebenfalls gewalttätig wurden. Es gab brennende Strassenbarrikaden, Molotowcocktails flogen - die Polizei setzte massiv Tränengas ein.
Maduro bezeichnete die Demonstranten als Terroristen, erklärte sich aber zugleich zum Dialog bereit. «Es wird nie einen Bürgerkrieg in unserem Vaterland geben», sagte er.
Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro sagte, die Demokratie in Venezuela sei «tödlich verletzt». Seit Tagen demonstrierten Hunderttausende. (SDA)