Die Wohnung der 33-jährigen Juristin wurde in Rom durchsucht, berichteten italienische Medien am Mittwoch. Der Verdacht lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel, Prominente zu erpressen.
Chaouqui, die dank ihrer guten Beziehung im Vatikan zum Mitglied der vatikanischen Wirtschaftsprüfungskommission COSEA ernannt worden war, und ihr Mann - der Informatikexperte Corrado Lanino - fungierten als Kontakt für Politiker und Unternehmer, die hochrangige Kurienmitglieder treffen wollten, berichtete die Mailänder Tageszeitung «Corriere della Sera».
Chaouqui soll vertrauliche Informationen genutzt haben, um einflussreiche Personen zu erpressen. Zu ihnen zählte auch der Unternehmer Paolo Berlusconi, jüngerer Bruder von Ex-Premier Silvio Berlusconi.
Chaouqui soll Druck auf den Verleger der Mailänder Tageszeitung «Il Giornale» gemacht haben, damit er den Vatikan-Berichterstatter Fabio Marchesi Ragona entferne. Dieser habe sie mit seinen unvorteilhaften Artikeln im Nachrichtenmagazin«Panorama» in Verruf gebracht.
Chaouqui soll Paolo Berlusconi gedroht haben, geheime Informationen über seine Beziehungen zur Vatikanbank IOR zu veröffentlichen, sollte er den Journalisten nicht feuern. Berlusconi habe die Erpressung jedoch nicht angezeigt. Deswegen ermittelt die römische Staatsanwaltschaft jetzt auch gegen ihn, berichteten italienische Medien.
Chaouqui soll enge Beziehungen zur Familie Berlusconi unterhalten haben. So behauptete der im Vatikan in Untersuchungshaft sitzende spanische Prälat Lucio Angel Vallejo Balda laut der Zeitung «La Repubblica», dass seine mutmassliche Komplizin regelmässige Teilnehmerin an Silvio Berlusconis berüchtigten Partys gewesen sei.
In einem «Memorandum», das von «La Repubblica» teilweise veröffentlicht wurde, berichtete Monsignor Balda, die mitangeklagte Chaouqui sei von den italienischen Geheimdiensten als Spionin im Vatikan eingesetzt worden. Zugleich gab er eine sexuelle Beziehung zur Frau zu.
Die schrille und medienversierte PR-Lady reagierte empört auf die Unterstellung, sie habe mit dem 54-jährigen Balda Sex gehabt. Sie kenne Milliardäre und Emire. «Wenn ich meinen Mann betrügen wollte, dann würde ich das nicht mit einem alten Priester tun, dem Frauen nicht gefallen», sagte Chaouqui.
Während der Prozess gegen Chaouqui, Balda und den beiden Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi am kommenden Montag in die nächste Runde geht, bringt der Skandal den Papst in Verlegenheit. Der Pontifex räumte am Montag ein, es sei «ein Fehler» gewesen, Chaouqui und Balda bei der COSEA-Kommission einzusetzen. «Aber sie ist ja Gott sei Dank nicht Lucrezia Borgia», meinte der Papst in Anspielung auf die einflussreiche Renaissancefürstin.