Vatertag-Schock in Deutschland
Männergruppe geht in Nazi-Uniform in Biergarten

Viel offensichtlicher lassen sich Hass und rechtsradikale Ideologien wohl kaum ausdrücken: Dutzende Deutsche besuchten am Donnerstag einen Biergarten in Nazi-Uniform. Wenige Kilometer weiter zeigte eine Männergruppe einen Hitlergruss.
Publiziert: 10.05.2024 um 21:14 Uhr
1/5
Mehrere Deutsche besuchten am Donnerstag einen sächsischen Biergarten in Nazi-Uniform.
Foto: x

Unglaubliche Szenen spielten sich am Donnerstag in Deutschland ab: Mehrere Männer besuchten in Nazi-Uniform einen Biergarten beim sächsischen Hoyerswerda. Einige der Personen trugen sogar provisorisch auf der Uniform aufgeklebte Hakenkreuze und SS-Runen.

«Etwa gegen 14 Uhr tauchte die Gruppe im Biergarten auf. In Überzahl Männer, ein paar Frauen, aber auch Jugendliche waren darunter. Einige hatten Nazi-Symbole abgeklebt, andere trugen sie sichtbar», erzählt ein Augenzeuge der «Bild». Zuerst sollen es um die 40 Personen gewesen sein, nach einem Bier waren es noch um die 20. «Der eine hatte einen Schäferhund dabei und trug einen Halfter. Ob darin eine Waffe war, konnten wir nicht erkennen. Aber es war schon furchteinflössend», erzählt der Zeuge weiter.

Die Polizei bestätigt der Zeitung, dass eine Meldung über den Vorfall einging. «Als die Beamten eintrafen, waren die beschriebenen Personen nicht mehr vor Ort», hiess es jedoch. Bilder aus den sozialen Medien zeigen, dass die Personen mit Militärfahrzeugen vorfuhren.

Männer fahren mit Reichsflagge und Hitlergruss durch Dresden

Als sei dieses Vorkommnis nicht schlimm genug, gab es auch in Dresden einen ähnlichen Vorfall, wo die Polizei am Donnerstag wegen des in Deutschland gefeierten Vatertags mehrfach ausrücken musste. Einen hohen Anteil von rund 50 registrierten Straftaten machten an dem in Deutschland gefeierten Vatertag «Verstösse gegen den Paragrafen 86a des Strafgesetzbuches» aus – dieser bezeichnet das «Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen». Die Polizei ermittelt diesbezüglich gegen neun Deutsche im Alter zwischen 27 und 58 Jahren. Den mutmasslichen Tätern wird obendrein Volksverhetzung vorgeworfen. 

Wie die Behörde erklärt, fuhr die Gruppe am Donnerstag mit einem alten Militärfahrzeug durch Dresden. An dem Fahrzeug befestigten die Männer eine Reichsflagge. Zudem skandierten sie rechte Parolen und zeigten den Hitlergruss – mehrfach. Polizisten stoppten das Fahrzeug und nahmen die Personalien der Männer auf. Der Staatsschutz nahm anschliessend die Ermittlungen auf.

Annalena Schmidt, Historikerin und Stadträtin im benachbarten Landkreis Bautzen, ist über den Vorfall besorgt. Auf X schreibt sie: «Männertag in Dresden: Da fährt man mit dem Wehrmachtsauto mit der 88 auf dem Kennzeichen zum gemütlichen Mittagessen an der Elbe.» Dann geht sie auf das Kennzeichen der ein und erklärt: «WH war das Kennzeichen der Wehrmacht von 1935 bis 1945 und steht für ‹Wehrmacht, Heer›». Schmidt betont: «Wer Wappen der 25. Infanterie-Division am Auto hat und eins solches Kennzeichen trägt, der möchte, dass es nach NS-Zeit aussieht.» (mrs)

Fehler gefunden? Jetzt melden