Vater wollte sie töten lassen
Afghanin flüchtet aus Heimat – und ist jetzt Pornostar

Die Afghanin Yasmeena Ali (28) lebte viele Jahre unter der repressiven Herrschaft der Taliban. Ihr Vater wollte sie gar umbringen – heute ist sie erfolgreicher Pornostar. Die junge Frau ist als Sexarbeiterin tätig und könnte nicht zufriedener sein.
Publiziert: 03.02.2022 um 19:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2022 um 11:50 Uhr
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Muslimin wird zum Pornostar: Yasmeena Ali (28) gilt als Afghanistans Top-Pornostar.
Foto: Instagram yasmeena.eu

Jahrelang stand sie unter der Fuchtel der Taliban - heute ist sie einer der gefragtesten Pornostars. Die Afghanin Yasmeena Ali (28) liess sich nichts mehr länger etwas vorschreiben und verfolgte ihren Traum.

Um der Sexarbeit nachgehen zu können, hat Yasmeena Ali einige Risiken auf sich genommen. Ihr eigener Vater wollte sie umbringen lassen. Trotzdem bereue sie es nicht, ihre Religion und Familie hinter sich gelassen zu haben, wie die «New York Post» berichtet.

«Ich war überrascht, wie gut Frauen bezahlt werden»

Für Frauen wie sie, die in solch unterdrückten Kulturen aufgewachsen seien, sei es gar eine Chance, ihren Körper zurückzuerobern. Sexarbeit zahle sich aus – nicht nur der erotischen Freiheit wegen, sondern auch wegen des Salärs.

Zudem herrsche in dieser Branche verkehrte Welt: «Ich war überrascht, wie gut Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen bezahlt werden», so Ali zur «New York Post». In anderen Branchen bekämen Frauen trotz höheren Qualifikationen und Erfahrungen nicht denselben Gehaltsscheck oder Respekt wie ihre männlichen Kollegen.

Vom Kopftuch in die Strapsen

Mittlerweile wohnt die Afghanin in Osteuropa. Geboren wurde Ali 1993 in Kabul. Nachdem sie jahrelang unter der repressiven Herrschaft der Taliban gelebt hatte, wanderte sie mit ihrer Familie Anfang 2000er Jahre nach Grossbritannien aus. Da Ali jedoch nach wie vor in einem streng muslimischen Haushalt aufwuchs, erschien ihr das Leben aber nicht einfacher.

So flüchtete sie in Teenagerjahren von ihrer Familie, heiratete den jüdischen Fotografen David Cohen, schwor dem Islam ab und entdeckte ihre Leidenschaft für die Erotik. Von da an begann ihre steile Karriere als Pornostar.

70'000 Dollar für ihre Ermordung

2020 sorgte die Afghanin dann für Schlagzeilen, nachdem ihr Vater und Cousin verhaftet worden waren, weil sie versucht haben sollen, Ali zu töten. Das Motiv: Mit ihrer Pornokarriere hätte sie «Schande über die Familie gebracht».

Auch die Heirat mit einem Juden soll bei Vater Mohammed P. und Cousine Darya S. für Empörung gesorgt haben.

Schon im August 2018 soll ihr Vater in die Slowakei geflogen sein und nach Ali gesucht haben. Ein Auftragskiller hätte sie für 70'000 Dollar – also umgerechnet knapp 65'000 Schweizer Franken – umbringen sollen. Gegen den Vater und die Cousine läuft nun ein Auslieferungsverfahren an die Slowakei.

«Mein Leben, mein Körper, mein Recht»

Alis Familie hätte ihr schon immer Angst eingeflösst – sei es vor Gott, der Hölle oder anderen Strafen. «Wenn ich den Islam verlassen würde, drohte mein Vater damit, mich zu töten, weil ich den Islam, die afghanische Kultur und die Familienehre beschmutzt hätte», so der Star, der heute bekennender Atheist ist, weiter.

Die Meinung anderer kümmert sie aber nicht. Sie stellt klar: «Letzten Endes ist es mein Leben, und ich kümmere mich nicht um die Reaktionen der Leute auf meine Karriere. Ich folge meinem Herzen und tue, was ich will. Denn es ist mein Leben, mein Körper und mein Recht.»

Die Taliban sind Heuchler

Anfang dieses Monats kritisierte Ali in einem Podcast die Taliban scharf. Viele Taliban seien nämlich heimliche Pornoliebhaber. Auch auf den Computern des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden wurde nach seinem Tod 2011 ein «beträchtlicher» Porno-Speicher gefunden.

«Sexuell unterdrückte Gesellschaften sind geradezu besessen. Wenn man sich anschaut, woher die meisten Zuschauer kommen. Die meisten von ihnen kommen aus Ländern des Nahen Ostens und Indien», erzählt Ali weiter.

«Ich konnte keinen Orgasmus haben»

In ihrer Heimat fühlte sich der Pornostar unterdrückt. Zudem sah sie, «wie Menschen verprügelt wurden», weil sie sich weigerten, Befehle der Taliban zu befolgen. Fälle von häuslicher Gewalt seien keine Seltenheit und schwule Afghanen seien nicht in der Lage, sich zu ihrer wahren Sexualität zu bekennen, da sie Angst hätten, ermordet zu werden.

Ali wird nicht nur als «Afghanistans Top-Pornostar», sondern auch als «einziger Pornostar» des Landes, bezeichnet. «Sie wollen nicht, dass Afghanistan für Pornos bekannt wird», sagte sie im Podcast. «Sie denken, dass sie meinen Körper besitzen und was ich mit meinem Körper machen kann, und dass ich kein Recht habe, ihn zu zeigen.»

Zudem habe sie auch einige Zeit gebraucht, um die eigenen Schamgefühle zu überwinden. «Ich konnte nicht masturbieren. Ich konnte keinen Orgasmus haben», sagt sie über ihre gescheiterten Versuche. (dzc)


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