Zittern nach der US-Präsidentschaftswahl
Diese Länder fürchten Trump am meisten

Angst in Mexiko, Anspannung im Baltikum, Sorgen in Japan. Der Wahlsieg Donald Trumps löst bei Staaten auf der ganzen Welt Albträume aus – aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Publiziert: 11.11.2016 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:47 Uhr
Diese Staaten fürchten sich vor Bald-US-Präsident Donald Trump.
Foto: Ringier Infographics
Lea Hartmann

Mexiko

Eines von Trumps prominentesten Wahlversprechen war es, der illegalen Einwanderung einen Riegel vorzuschieben. Eine Ankündigung, die vor allem Mexikaner zittern lässt, schliesslich stammt rund die Hälfte der illegal in den USA lebenden Ausländer aus Mexiko. Hatte sich Noch-Präsident Barack Obama für den Schutz der Sans-papiers eingesetzt, will Trump alle illegalen Einwanderer ausschaffen. Sollte Trump zudem mit seinem Plan ernst machen, eine 3000 Kilometer lange Mauer an der Grenze zu bauen – oder, geht es nach seinen Wünschen, bauen zu lassen –, bedeutet das, dass der Weg in die USA für Migranten noch gefährlicher wird. Denn auch die höchste Mauer wird sie kaum an einer Flucht hindern.

Baltikum

Was passiert, wenn Russland bei uns einmarschiert? Das fragen sich die baltischen Staaten – und die Antwort fällt aus ihrer Sicht nicht gerade beruhigend aus. Aufgrund der Nähe Trumps zu Putin fürchten sie, im Falle einer russischen Aggression dem grossen Nachbarn hilflos ausgeliefert zu sein. Trump hat bereits angekündigt, die Hilfe für Nato-Staaten an Bedingungen zu knüpfen. So sagte er der Zeitung «New York Times», unter seiner Herrschaft würden die USA Litauen, Lettland und Estland nicht zwangsläufig zu Hilfe eilen – es sei denn, sie zahlten der Nato genügend dafür.

Syrien

Dem syrischen Regime kommt es zwar gelegen, dass ein russlandfreundlicher Präsident an die Macht kommt. Doch ganz anders sieht es für die syrische Bevölkerung aus. Die Befürchtung: Die USA lassen Russland und dem syrischen Regime freie Hand, was für belagerte Gebiete wie den Osten Aleppos ein Albtraum wäre. Laut jüngsten Angaben der Uno droht in dem umzingelten Stadtteil eine Hungersnot, von der eine Viertelmillion Menschen, darunter viele Kinder, betroffen wären. 

Gestern traf Donald Trump im Weissen Haus erstmals Barack Obama, um die Amtsübernahme zu besprechen.
Foto: AP

Frankreich

Aus ganz anderen Gründen ist Trump in Frankreich gefürchtet. Der Sieg des rechten Politneulings ist Wasser auf die Mühlen der Rechtspopulisten – ganz besonders in der Grande Nation. Dort will Marine Le Pen, Vorsitzende des Front National, im kommenden Frühling das Präsidentenamt ergattern. Nach der Wahl ihres politischen Verwandten in den USA jubelte sie: «Heute die Vereinigten Staaten, morgen Frankreich!»

Deutschland

Auch in Deutschland dürfte Trumps Wahl den Rechtspopulisten Auftrieb geben. Sorgen bereitet dem EU-Riesen aber vor allem die Aussenpolitik. Denn sollte Trump der US-Interventionspolitik ein Ende setzen, fiele wohl Deutschland die Rolle des Weltpolizisten zu. Als erstes Mitglied der deutschen Regierung meldete sich am Mittwoch denn auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu Wort. Und sie wurde deutlich: Der Sieg Trumps sei «ein schwerer Schock», sagte sie. Die USA sind zudem der grösste Handelspartner Deutschlands.

Japan und Südkorea

Seit rund 60 Jahren sind in Japan und Südkorea US-Truppen stationiert, um die territoriale Integrität dieser Staaten zu sichern – Allianzen, die Trump im Wahlkampf in Frage gestellt hat. Gehts nach ihm, dienen die USA zudem nicht länger als nukleares Schutzschild. Ein Schock für die asiatischen Länder, gerade auch angesichts des noch immer schwelenden Territorialstreits mit China im Südchinesischen Meer.

Palästina

Für Israel ist Trump ein Segen, für die Palästinenser hingegen ein Schreckgespenst. Der Republikaner hat sich in der Vergangenheit klar für die international äusserst umstrittene israelische Siedlungspolitik ausgesprochen. Zudem hat er angekündigt, Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt Israels anerkennen zu wollen. 

Kanada

Schliesslich sorgt Trumps Triumph auch beim nördlichen Nachbarn Kanada für Verunsicherung – besonders in wirtschaftlicher Hinsicht. Wie Mexiko ist Kanada mit den USA durch das Freihandelsabkommen Nafta verbunden. Einen Vertrag, den Trump als «das schlimmste Handelsabkommen, das vielleicht je abgeschlossen wurde», bezeichnete. Er will es deshalb nachverhandeln. Für Kanada stehen das milliardenschwere Exportgeschäft und Millionen von Jobs auf dem Spiel.

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