Als Präsidentin müsste Hillary Clinton aufbauen, was Donald Trump eingerissen hat
Die Trümmerfrau

Donald Trump schadet der US-Demokratie wie keiner vor ihm. Nach einem Sieg muss Hillary Clinton erst wieder aufbauen, was er eingerissen hat.
Publiziert: 21.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:26 Uhr
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Strebt einen hohen Sieg an, um keine Zweifel an der Wahl entstehen zu lassen: Kandidatin Hillary Clinton.
Foto: JIM LO SCALZO
Peter Hossli

Donald Trump (70) vergisst, wo er sich gerade befindet. «Putin und Assad sind schlauer und stärker als Obama», sagt der Republikaner. Nein, er könne nicht versprechen, dass er das Resultat dieser Wahl annehmen werde. Das US-System? «Betrügerisch!» Seine Gegnerin, Hillary Clinton (68), wolle Frauen «Babys aus Gebärmüttern reissen».

Später unterbricht er Clinton, stammelt ins Mikrofon: «Sie ist eine echt scheussliche Frau.» Seine Stimme? Bösartig!

Trump sagt all das nicht etwa unter Freunden beim Bier. Er weckt die Zweifel an der amerikanischen Demokratie während des dritten TV-Duells der US-Präsidentschaftskandidaten in der Nacht auf Donnerstag. Vor 68 Millionen Zuschauern stellt er dem russischen und dem syrischen Machthaber ein besseres Zeugnis aus als Barack Obama. Mit blutigen Sprachbildern beschreibt er das Recht von Frauen, eine Schwangerschaft zu beenden.

Statt der Gegnerin die Hand zu reichen, beschimpft er sie. Für viele Amerikaner verhält sich Trump nicht amerikanisch. Er wehrt sich gegen den friedlichen Übertrag der Macht nach einer Volkswahl. «Donald beschmutzt die Demokratie!», entgegnet Clinton. Sie warnt Trump: Auf keinen Fall dürfe er diesen wichtigen Akt in Frage stellen. Sie fürchtet, er werde nach einer Wahlniederlage am 8. November das ganze Land zu Boden reissen.

Er hetze seine Anhänger auf, «er brennt das Haus nieder», wie die «New York Times» in ­einem Leitartikel schreibt. Wie ein verwundetes Tier trample er durch Amerika. Wegen Trump sei es salonfähig geworden, sich über Dicke lustig zu machen, Latinos niederzuschreien, Frauen zu begrapschen, die Verfassung zu besudeln. Trump, so das Blatt, «hat die Perversion normalisiert».

Holt sie einen Erdrutschsieg, besitzt sie ein Mandat

Nie zuvor verlief ein Wahlkampf in Amerika erbärmlicher. Geistig liegt das Land in Trümmern. Die Frage ist nicht mehr, wer am 20. Januar ins Weisse Haus einzieht, sondern, ob Hillary Clinton die USA wieder aufzustellen vermag. Ihr erster Job: Trümmerfrau. Sie wird die Wunden pflegen müssen, die diese Wahl hinterlässt.

Ob sie das schafft, hängt davon ab, wie klar sie gewinnt. Holt sie einen Erdrutschsieg, besitzt sie ein Mandat. Dann kann niemand mehr an ihrer Legitimität zweifeln. Bei einem knappen Resultat hingegen dürften Trump und aufgestachelte Anhänger «Betrug!» schreien.

Wichtig ist auch der Ausgang der Kongresswahlen. Vermutlich holen die Demokraten die Mehrheit im Senat. Für die Psyche der Republikaner wäre es wichtig, sie behielten das Repräsentantenhaus in ihrer Hand. Dann könnte Paul Ryan (46) als Mehrheitsführer die geschundene, aber für den Staat wichtige Republikanische Partei neu aufbauen. Und Clinton müsste als Präsidentin über die Parteigrenzen hinweg arbeiten, will sie das Land wieder vereinen.

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