1. Was hat es mit der Zeremonie auf sich?
Mit der «Inauguration of the President of the United States» wird der neue Präsident formell in sein Amt eingeführt. In der Verfassung festgeschrieben ist nur, dass er und sein Vizepräsident einen Eid ablegen. Im Laufe der Zeit ist die Tradition zu einer grossen Zeremonie angewachsen, die sich über mehrere Tage erstreckt. Inauguration Day ist in den USA ein nationaler Feiertag.
Seit 1937 findet sie am 20. Januar nach dem Wahljahr statt. Zuvor trat ein im November gewählter Präsident sein Amt erst am 4. März an. Das Datum ist in der Verfassung festgelegt.
2. Ab wann ist Donald Trump Präsident?
Am Freitagvormittag empfangen Barack und Michelle Obama den künftigen Präsidenten Trump und dessen Gattin Melania, dann wird gemeinsam Tee getrunken. Danach begleitet der scheidende Präsident seinen Nachfolger zum Kapitol.
Dort legt Donald Trump um Punkt 12 Uhr mittags (18 Uhr bei uns) seinen Eid ab. Von diesem Moment an ist er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Übrigens bewegt sich in dem Moment ein militärischer Gehilfe weg von Obama an die Seite von Trump. Er hält den Koffer mit den Codes für das US-Nuklear-Arsenal in der Hand, über das Trump die Befehlsgewalt erhält.
Trumps Amtszeit endet vier Jahre später, am 20. Januar 2021 um 12 Uhr. Hat ihn das Volk zuvor wiedergewählt, wiederholt sich das Prozedere für seine zweite Amtszeit.
3. Wie läuft die Vereidigung ab?
Es ist nicht vorgeschrieben, wer den Eid abnimmt – meistens ist es der Oberste Richter der Vereinigten Staaten. Unter normalen Bedingungen tut er das vor dem Kapitol (dem Parlamentsgebäude). Zuerst legt der designierte Vizepräsident Mike Pence den Eid ab, dann ist Donald Trump an der Reihe. So lautet der Eid:
«Ich, Donald Trump, schwöre (oder beteuere) feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich ausführen und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften wahren, schützen und verteidigen werde.»
Eine religiöse Bekräftigung ist nicht nötig, doch oft fügt ein neuer Präsident die Worte «So help me God» («So wahr mir Gott helfe») hinzu. Dies soll der erste Präsident George Washington gesagt haben. Es ist nicht ganz klar, ob er das als Teil des Amtsschwurs verstanden hat oder als persönliches Stossgebet.
4. Wann hält Trump seine erste Rede als Präsident?
Unmittelbar nach der Vereidigung wendet sich der Präsident ans Volk. Er soll in der Rede die Ziele seiner Präsidentschaft skizzieren. Man darf gespannt sein. Trump, nicht gerade als brillanter Rhetoriker bekannt, tritt in die Fussstapfen des begnadeten Redners Barack Obama.
Lange in Erinnerung bleibt eine Antrittsrede selten – mit wenigen Ausnahmen. Als historisch gilt die Ansprache von John F. Kennedy am 20. Januar 1961. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges schwor er das Volk auf den Kampf gegen den Kommunismus ein, mit den historischen Worten: «Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.»
5. Wann fängt er an zu regieren?
Traditionsgemäss nimmt Donald Trump die Regierungsgeschäfte am Tag danach auf, also am 21. Januar. Schon für seinen ersten Tag hat Trump eigenen Angaben zufolge einiges vor. Auf dem Programm stehen Treffen mit Militärgenerälen zur Strategie im Kampf gegen den IS, Anrufe bei Grossunternehmen, um Jobs im Land zu halten, und erste Besprechungen mit Verantwortlichen, die den Bau einer Mauer zu Mexiko in die Wege leiten können.
Zudem hat Trump angekündigt, die ersten Stunden im Amt damit zu verbringen, eine ganze Reihe von Gesetzen seines Vorgängers Barack Obama wieder rückgängig zu machen.
6. Wer ist bei den Feierlichkeiten anwesend?
Nach der Rede folgen die Inauguration Parade entlang der Pennsylvania Avenue zum Weissen Haus und andere Feierlichkeiten.
Daran nimmt unter anderen Barack Obama mit seiner Frau Michelle teil, ebenso Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton mit ihrem Mann Bill. Auch George W. Bush und seine Frau Laura werden erwartet. Sein Vater, George H. W. Bush, kann nicht kommen, da er mit einer Lungenentzündung im Spital liegt.
7. Und wer ist nicht dabei?
Traditionsgemäss sind auch die Mitglieder des Senats und des Repräsentantenhauses zugegen. Bisher haben aber mindestens 55 Kongressmitglieder einen Boykott angekündigt. Viele von ihnen aus Solidarität mit der Bürgerrechts-Ikone John Lewis, den Trump auf Twitter deswegen schon angefeindet hat.
Im Ganzen werden zwischen 800'000 und 900'000 Menschen in Washington erwartet. Es ist jedoch unklar, wie viele davon Trump-Unterstützer sind und wie viele aus Protest auftauchen. Bei Barack Obamas Amtseinführung waren 1,8 Millionen Menschen zugegen.
8. Wer sind die Demonstranten?
Mehrere Gruppierungen haben angekündigt, aus Protest auf die Strasse zu gehen. Ihre Anliegen sind unterschiedlich – sie sind gegen Rassismus, für Pressefreiheit und die Gleichstellung von Frauen –, doch eines eint sie: ihre Ablehnung des neuen Präsidenten Donald Trump.
Die grösste Demo wird am Samstag, dem Tag nach der Amtseinführung erwartet: Es sollen 200'000 Menschen beim Kapitol erscheinen. Beim Stadtrat gingen bereits Parkanträge für 1200 Busse ein – das sind 1000 mehr als für die Vereidigung selbst.
9. Wie viele Bälle wird es geben?
Bei den Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Barack Obama gab es zehn verschiedene Bälle, nach Bill Clintons Wiederwahl sogar 14. In diesem Jahr stehen vergleichsweise wenige auf dem Programm. Donald und Melania Trump werden voraussichtlich an drei Bällen teilnehmen.
Ob es daran liegt, dass die Stars Trump meiden wie die Pest? Es ist kein Geheimnis, dass die Organisatoren Mühe haben, talentierte Performer für die Feierlichkeiten zu finden.
10. Wer tritt auf?
Barack Obamas Antrittsparty war ein Fest der Stars: Beyoncé spielte, Bruce Springsteen, U2, Shakira und Mary J. Blige. Trump hingegen scheint die grösste Mühe zu haben, grosse Stars für sich zu gewinnen. Die Liste der Absagen ist lang: Elton John, Justin Timberlake und Bruno Mars finden sich darauf.
Sogar die B-Street-Band, eine Springsteen-Coverband, hat ihren Auftritt an einer Party in New Jersey abgesagt – aus Respekt gegenüber dem «Boss». Der Rockmusiker ist bekennender Obama-Fan und hat das Heu auf einer gänzlich anderen politischen Bühne als der neue Präsident.
Doch wer kommt stattdessen? Einer der Bekanntesten ist Countrysänger Toby Keith. Dann wären da 3 Doors Down, eine Art Nickelback für Arme. Oder Jackie Evancho, eine 16-jährige Beinahe-Gewinnerin der TV-Show «America's Got Talent». Sie wird für Trump die Nationalhymne singen, nachdem Andrea Bocelli abgesagt hat.