Noch ist völlig offen, wer am 3. November zum Präsidenten der weltgrössten Volkswirtschaft gewählt wird. Der Vorsprung des demokratischen Herausforderers Joe Biden auf den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump ist knapp. Zusätzliche Unsicherheit herrscht, weil auch ein Grossteil des US-Kongresses neu bestellt wird.
Die Anleger sind daher nervös, und es kommt an den Märkten immer wieder zu heftigen Kursausschlägen. Doch Analysten meinen, dass die Märkte bis zur Wahl keine eindeutige Richtung einschlagen werden. Dies sei nicht untypisch für die Wochen vor den Wahlen.
Wahlergebnis beeinflusst Finanzmärkte
Wie sich die Märkte unmittelbar nach den Wahlen entwickeln, hängt aber auch stark davon ab, wie eindeutig der Wahlausgang ausfällt. Denn bei einem knappen Ausgang befürchtet etwa Andreas Busch von der Bantleon Bank politische und juristische Streitereien. «Dies würde an den Finanzmärkten gehörige Verunsicherung auslösen.»
Dass schon rasch nach den Wahlen ein klares Resultat feststeht, glaubt Beat Schiffhauer, Strategieanalyst bei der St. Galler Kantonalbank, aufgrund des hohen Anteils von Briefstimmen nicht. «Die Unsicherheit wird in den darauffolgenden Tagen hoch bleiben und entsprechend rechne ich mit kurzfristig volatilen Märkten.»
Wer ist besser für die Börsen?
Beide Kandidaten wollen die krisengeschüttelte Wirtschaft anschieben. Dabei setzt der amtierende Präsident Trump auf Deregulierung und Steuersenkungen. Dagegen stehen beim Herausforderer Biden höhere Staatsausgaben, Steuererhöhungen, mehr Bildungsausgaben und Massnahmen gegen den Klimawandel sowie höhere Mindestlöhne auf dem Programm.
Wer für den hiesigen Aktienmarkt insgesamt die bessere Wahl wäre, ist umstritten. Bei einer Wahl Bidens könnte es wegen der geplanten Steuererhöhungen aber zu einem Abverkauf an den Börsen kommen, meint Adrian Schneider von der Graubündner Kantonalbank.
Für die Märkte am besten ist nach Ansicht von Christian Gattiker, Leiter Research bei der Bank Julius Bär, die Fortschreibung des Status Quo. Dann seien die Unsicherheiten am geringsten. Vor allem der gegenwärtige «Gridlock», das demokratische Mehr im Repräsentantenhaus bei einer republikanischen Präsidentschaft, sei sehr börsenfreundlich, weil auf diese Weise keine «Revolutionen» zu erwarten seien.
SGKB-Ökonom Schiffhauer glaubt hingegen, dass eine kleine, offene Volkswirtschaft wie die Schweiz und damit auch für die hiesigen Firmen auf ein multilaterales Handelssystem mit international anerkannten Regeln angewiesen sei und dass daher Joe Biden die bessere Wahl wäre.
Zwar dürften beide Kandidaten gegenüber China weiterhin eine harte Hand führen. Aber Biden gilt als weit diplomatischer als Trump, was eher auf Lösungen im Handelsstreit hoffen lässt.
«Die Aktienmärkte können mit beiden Kandidaten als Präsidenten leben», sagt derweil Renato Flückiger von der Valiant Bank. Am wichtigsten sei ein klarer Sieg, der von beiden Parteien bedingungslos akzeptiert werde, damit eine Verfassungskrise ausgeschlossen werden könne.
Trump wäre gut für Banken und Pharma
Einig sind sich die Analysten, dass es für die Titel bestimmter Sektoren sehr wohl einen Unterschied ausmacht, wer gewinnen wird. Von einer «Roten Welle», also einem Sieg der Republikaner auch im Kongress, dürften Infrastrukturwerte, Hersteller fossiler Energie und Finanzunternehmen profitieren. «Trump würde wohl eine Weiterführung bisheriger Trends bedeuten mit starker Führung von Technologie und einem Erholungsrally in Banken und Pharma», sagt Gattiker.
Schneider sieht in einem solchen Fall unter anderem Titel der «Old Economy» wie Energiewerte (Öl & Gas) im Aufwind, während Hersteller erneuerbarer Energien unter Druck geraten dürften. Leiden dürften wegen des Handelsstreits auch Aktien von (exportorientierten) Industriefirmen und aus dem Agrarbereich.
Biden wäre gut für alternative Energien
Eine «Blaue Welle» würde hingegen grüne Technologien beflügeln, glaubt Gattiker. «Vor allem im Bereich alternative Energien und Infrastruktur.» Dagegen dürften die «Highflyer» aus dem Silicon Valley wegen der antimonopolistischen Haltung der Demokraten und Luxusgütertitel wegen höherer Steuern auf hohe Einkommen unter Druck geraten. Auch Banken und Pharma seien typische Bereiche, wo die Demokraten gerne intervenierten, sagt der Bär-Stratege. (SDA)
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
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