Tausende Luftballons fielen von der Decke: rote, weisse, blaue und goldene. Auf der Bühne hielt Melania Trump (54) die Hand ihres Mannes Donald (78). Er mit seiner charakteristischen roten Krawatte, sie in einem roten Kleid. Gemeinsam streckten sie ihre Arme in Richtung der fallenden Ballons.
Um 23.06 Uhr endete der Parteitag der Republikaner in Milwaukee, Wisconsin, mit klassisch amerikanischem Feel-Good-Pomp.
Es war eine Nacht mit «Fight, fight, fight»-, «We love Trump»-Rufen und «USA, USA, USA»-Sprechchören. Kid Rock (53) rappte einen Trump-Song und nannte Trump «the most patriotic American badass on earth» – was übersetzt «das patriotischste amerikanische Arschloch auf Erden» bedeutet.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat überraschte mit einer ruhigen, über eineinhalbstündigen Rede. Er hielt, was er nach dem Attentat auf ihn versprochen hatte: Er werde die Rede umschreiben, zurückhaltender formulieren und versuchen, das Land zu einen. Das gelang ihm recht gut.
Um 21.26 Uhr betrat er die Bühne – zur besten Sendezeit an der US-Ostküste und in den Schlüsselstaaten, in denen er gewinnen muss.
War das Bühnenbild bei früheren Auftritten noch von unzähligen Flaggen gesäumt, waren es jetzt nur deren vier – als wolle Trump zeigen: Hey, ich kann auch bescheiden.
Den Helm des verstorbenen Feuerwehrmanns küssen
Mit auf die Bühne brachte er die Uniform von Corey Comperatore, dem Feuerwehrmann, der am 13. Juli beim Attentat auf ihn erschossen wurde.
Schnell kam Trump zum Kern seiner Rede: Er wolle das gespaltene Land einen. «Die Spaltung muss überwunden werden, wir müssen zusammenhalten, sonst zerfallen wir.» Sein Versprechen: «Ich werde der Präsident aller Amerikaner sein.»
Dann bedankte er sich für die Anteilnahme, die er seit dem Attentat in Butler erfahren habe. Mit ruhiger, leiser Stimme begann er zu erzählen, was geschehen war. «Ihr werdet das nur einmal von mir hören, weil es so schmerzhaft für mich ist.» Chronologisch und detailliert erzählte er.
Angst habe er nie gehabt, weil Gott an seiner Seite gewesen sei, und weil die Menschen in Butler nicht in Panik ausgebrochen seien. «Für den Rest meines Lebens werde ich den Menschen in Butler dankbar sein.» Etwas theatralisch ging er auf die Uniform Corey Comperatore zu, küsste seinen Helm und bat um einen Moment der Stille.
Das Attentat werde ihn nicht davon abhalten, sich für ein besseres Land einzusetzen. «Ich werde niemals aufhören, für euch, eure Familien und unser Land zu kämpfen.» Er versprach, das Land besser zu machen und zu vereinen.
Er kann Kriege «mit einem Telefonanruf stoppen»
Etwas langatmig wiederholte er, was während der Woche in Milwaukee immer wieder zu hören war: Unter ihm werde es keine Kriege geben. Dafür werde er die Steuern senken, die Trinkgeldsteuer abschaffen, die Inflation senken und die Grenzen sichern. Sobald er wieder Präsident sei, werde er die illegal im Land lebenden Menschen ausweisen. Die Städte würde unter ihm wieder sicherer werden. Und Männer hätten nichts zu Suchen im Frauensport.
Unter seiner Führung hätte Putin niemals die Ukraine angegriffen. Die Hamas hätte Israel nicht angegriffen. Und China wäre nicht erstarkt. Er werde dafür sorgen, dass der Iran niemals Atomwaffen erhalte.
Russland und China hätten Angst vor ihm. Er zählte auf, was sich Wladimir Putin unter den Präsidenten Bush, Obama und Biden alles genommen habe. «Unter Präsident Trump hat sich Russland nichts genommen.» Klar könne er den Krieg in der Ukraine beenden. «Ich kann Kriege mit einem Telefonanruf stoppen.»
Und doch drohte er einen Krieg anzuzetteln: einen Handelskrieg. Trump will die Produktion aus Mexiko, China und anderen asiatischen Ländern zurück in die USA holen – und droht mit Zöllen zwischen 100 und 200 Prozent auf importierte Autos. Das soll Hunderttausende Arbeitsplätze in der Autoindustrie zurückbringen.
Da ein Dritter Weltkrieg drohe, brauche es einen Wechsel an der Spitze der US-Regierung. Man brauche starke Leute, die jetzige Regierung sei schwach. «Vor vier Jahren waren wir eine grossartige Nation, wir werden bald wieder eine grossartige Nation sein.» Trump versprach: «Ich werde den amerikanischen Traum zurückbringen», ein «neues goldenes Zeitalter».
Es gehe ihm nicht um sich selbst, sondern um die fleissigen Menschen Amerikas. Statt gegeneinander zu streiten, sollte sich Amerika vereinen und gemeinsam Erfolg haben. «Zusammen werden wir gewinnen.»
Dieser Abend – und der gesamte Parteitag – zeigte einen anderen Trump. Er wirkte zurückhaltender, nachdenklicher. Als hätte ihn die Nahtoderfahrung in Pennsylvania tatsächlich nicht kalt gelassen.