Prominente Aktivistin behauptet
«Davos ist schuld an Trump»

Jedes Jahr trifft sich die Welt-Elite am WEF in Davos. Sie ist schuld am Wahlsieg von Trump, findet die kanadische Aktivistin Naomi Klein.
Publiziert: 10.11.2016 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:20 Uhr
Der Mann mit den zwei Gesichtern: Trump ist zwar Milliardär - gehört für sein Wahlvolk aber nicht zum Establishment.
Foto: AP

Wie konnte einer wie Donald Trump bloss US-Präsident werden? Die Suche nach einem Schuldigen läuft auf Hochtouren: FBI-Direktor James Comey und Wikileaks werden für das schlechte Abschneiden Hillary Clintons verantwortlich gemacht. Ja sogar Russland soll die Finger im Spiel gehabt haben. Und die Medien. Sie hätten Trump eine Plattform geboten und Hillary vernachlässigt.

Globalisierungsgegnerin: Naomi Klein.

Doch Trump hat offensichtlich einiges besser gemacht als seine Rivalin. Er hat verstanden, wo der Bevölkerung der Schuh drückt. Er hat verstanden, dass die Menschen die Nase voll haben vom Establishment, das von Hillary verkörpert wurde. Die kanadische Aktivistin und Globalisierungskritikerin Naomi Klein schreibt im britischen «Guardian», es sei der Aufstieg der Davos-Elite gewesen, der Amerikas Schicksal besiegelte.

«Die Clintons schmissen die Party»

In Davos treffen sich alljährlich die Reichen und Mächtigen der Welt zum World Economic Forum (WEF), um über die Probleme der Welt zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen. Hillary und ihr Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, waren mehrmals Gäste. «Eigentlich haben sogar sie die Party geschmissen.»

Mit anderen Worten: Schuld an Trumps Wahlsieg ist, dass die Linken keine Linken mehr sind. Schuld ist der Neoliberalismus, für den Hillary einstand. Die Entscheidung der Demokraten, diese Weltsicht gegen Trumps Extremismus ins Rennen zu schicken.

Ein anderer Geschäftsmann

Trump ist zwar Geschäftsmann und Milliardär. Aber Trump ist anders. Ein Self-Made-Mann. Der Republikaner poltert gegen das Establishment, die amerikanische Oberschicht, die gut mit den Clintons vernetzt ist und offenbar von vielen Amerikanern als abgehoben und nicht vertrauenswürdig wahrgenommen wird.

Pisten-First-Lady: Hillary Clinton in Davos (1998).
Foto: Reuters

Trump verspricht, dem Ausverkauf von Arbeitsplätzen an Billiglohnländer Einhalt zu gebieten, sich um Kriegsveteranen zu kümmern. Einer interventionistischen Politik, sich in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen, erteilt er eine Absage. Amerika zuerst! Das wollten die Amerikaner hören.

Unter der neoliberalen Politik der Deregulierung, der Privatisierung und des Sparens hätten viele Menschen eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität hinnehmen müssen, schreibt Klein weiter. Auf der anderen Seite hätten sie diesen Aufstieg der Davos-Elite gesehen – ein hyper-vernetzter Klüngel aus Bank- und Tech-Milliardären und gewählten Politikern. «In ihren Herzen wissen die Menschen, dass diese Anhäufung von Reichtum und Macht irgendwie direkt etwas mit ihren wachsenden Schulden und ihrer wachsenden Machtlosigkeit zu tun hat.» Klein: «Donald Trump spricht diesen Schmerz ohne Umschweife an.» (noo)

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