Lange währte sie nicht, die gespenstische Ruhe der Wahlnacht auf New Yorks Strassen. Bereits am Tag darauf blockierten Hunderte von Menschen die Fifth Avenue vor dem Trump Tower. Im Chor skandierten die Demonstranten: «Trump ist nicht unser Präsident.» Ein Satz, der auch in den sozialen Medien als Hashtag die Runde machte.
Seither hat sich die Lage nicht beruhigt, im Gegenteil. Obwohl die Proteste bisher friedlich verliefen. Die Stadt sah sich bereits am Dienstag zu ersten Vorsichtsmassnahmen gezwungen. So stehen vor dem Trump Tower mehrere mit Sand beladene Lastwagen der Stadtreinigung – als Schutzwall gegen mögliche Autobomben. Bereits zuvor wurden an derselben Stelle Betonbarrieren errichtet.
Erste Unruhen in Oregon
Nicht nur in New York, im ganzen Land kam es in den letzten beiden Tagen zu Demonstrationen gegen den frischgewählten Präsidenten – unter anderem in Washington, Baltimore, Philadelphia, Chicago, Denver, Los Angeles und San Francisco.
In der Hauptstadt marschierten die Demonstranten vom Weissen Haus, wo Trump Präsident Barack Obama zur Vorbereitung der Amtsübergabe getroffen hatte, zu Trumps neu eröffnetem Hotel. Dort riefen mindestens 200 Menschen Slogans wie «Kein Hass. Keine Angst. Hier sind Einwanderer willkommen».
Am kritischsten ist die Lage in Portland im Bundesstaat Oregon. Die Aggressivität der Demonstranten nehme zu, twitterte die Polizei. Schaufenster seien eingeworfen und Feuerwerkskörper gezündet worden. Die Stimmung drohe zu kippen.
Trump: «Sehr unfair»
Trump beschwerte sich via Twitter über die Proteste. Dabei griff er mal wieder in die Verschwörungstheorie-Kiste. «Wir hatten gerade eine sehr offene und erfolgreiche Präsidentenwahl», schrieb er. «Jetzt protestieren professionelle Demonstranten, angestachelt von den Medien. Sehr unfair.»
Mit seiner Wut auf die Medien ist Trump nicht alleine. Auch viele der Demonstranten wettern gegen die Berichterstattung im Vorfeld der Wahlnacht. Sie sind wütend, weil sie das Gefühl haben, in die Irre geleitet worden zu sein und sich in Sicherheit gewähnt haben, dass Clinton ins Weisse Haus einziehen werde.
In den kommenden Tagen dürfte ihr Protest kaum abreissen. Für das Wochenende werden weitere Anti-Trump-Demonstrationen erwartet. Die Furcht steigt, dass diese nicht so friedlich wie bisher verlaufen könnten. (gr)