1. Wann ist die Präsidentschaftsdebatte?
Das Duell findet in der Nacht auf Dienstag um 3 Uhr Schweizer Zeit in der Hofstra University in Hempstead auf Long Island im US-Bundesstaat New York statt. Es ist die erste von insgesamt drei Debatten. Die beiden anderen Duelle sind für den 10. beziehungsweise 20. Oktober angesetzt. Die jeweiligen Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Kaine und Mike Pence treten am 5. Oktober gegeneinander an.
2. Wo kann ich das TV-Duell live sehen?
Auf BLICK können Sie das Duell ab 2.55 Uhr im Live-Ticker verfolgen. Im Fernsehen wird es von gleich acht Sendern gleichzeitig übertragen: C-Span, ABC, CBS, Fox, NBC, CNN, Fox News und MSNBC. Sie alle bieten Livestreams im Internet an. ABC News überträgt die Debatte zusätzlich auf seinem Facebook-Account. Weitere Livestreams werden über YouTube und Twitter angeboten. Hierzulande ist das Duell auf SRF, ARD und dem Spartensender Phoenix zu sehen. Phoenix stimmt bereits ab 23 Uhr mit einem ersten Special in «Der Tag» auf die Debatte ein.
3. Wie läuft die Sendung ab?
Die Debatte ist unterteilt in sechs Abschnitte, die jeweils 15 Minuten dauern. Der Moderator eröffnet jeden Abschnitt mit einer Frage zu den Wahlkampfthemen. Eine Münze bestimmt, welcher Kandidat beginnt, danach wird abgewechselt. Wurde eine Frage gestellt, hat ein Kandidat zwei Minuten Zeit, um darauf zu antworten. Danach hat die andere Seite rund eine Minute für ihr Gegenargument. Insgesamt dauert die Debatte 90 Minuten und wird nicht von Werbung unterbrochen.
4. Wer leitet die Debatte?
Die Sendung wird vom US-Journalisten Lester Holt (57) moderiert. Holt, der in Kalifornien aufwuchs und seit eineinhalb Jahren Anchorman bei «NBC Nightly News» ist, gilt als einer der angesehensten Journalisten des Landes. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen. «Lester Holt trägt das Gewicht der ganzen Nation», schreibt CNN. Die «Los Angeles Times» fordert ihn in einem Kommentar auf, dafür zu sorgen, dass die TV-Berichterstattung über den Wahlkampf «endlich vernünftig wird». Auch wenn die Regeln der Debatte vorsehen, dass der Moderator primär das Gespräch leiten und nicht unbedingt als Fakten-Checker agieren soll, wird von Holt – vor allem wegen Trump – erwartet, dass er Unwahrheiten als solche entlarvt.
5. Worum gehts?
Die Fragen an die beiden Kandidaten darf Moderator Holt frei wählen. Die Themenblöcke hat er heute präsentiert. Sie lauten: «America's Direction» («Wohin steuert Amerika?»), «Achieving Prosperity» («Wie erreicht Amerika Wohlstand?») und «Securing America» («Wie wird Amerika sicherer?»).
6. Wer ist Favorit?
In Umfragen liegt Clinton zwar noch immer vorne, im TV-Duell scheint sie jedoch leicht im Nachteil. Die Demokratin gilt als Macherin, nicht als Rednerin. Sie kann mit Fakten und Argumenten überzeugen, was am Fernsehen aber zweitrangig ist. Entscheidend sind da Charisma und Rhetorik. Wie jemand etwas sagt – nicht was. Trump hingegen beherrscht das Fernsehen. Landesweit berühmt wurde er durch die Reality-TV-Show «The Apprentice» («Der Lehrling»). Sein Satz «You’re fired» («Sie sind gefeuert!») wurde Kult. Trump wirkt auf viele charismatisch. Allerdings ist er in politischen Details nicht sattelfest. Gegen ihn spricht: Rüpelhaftes Auftreten stösst viele Wähler ab.
Zur Einstimmung: Die besten US-Fights
1960 Kennedy gegen Nixon
Damals strahlte das Fernsehen noch schwarz-weisse Bilder aus. Richard Nixon (1913–1994) wählte einen grauen Anzug für das Duell – dummerweise deckungsgleich mit dem Dekor im TV-Studio. Er versank einem Chamäleon gleich im Bild. John F. Kennedy (1917–1963) trug telegenes Dunkelblau. Zudem trug Nixon keine Schminke und hatte leichtes Fieber: Der Schweiss rann ihm übers Gesicht. Kennedy, frisch gepudert, sah jugendlich aus – und gewann. Nicht weil er klügere Argumente hatte. Radiohörer bezeichneten in Umfragen Nixon als Sieger.
1988 Quayle gegen Bentsen
Die berühmteste Vize-Debatte lief 1988 zwischen dem Republikaner Dan Quayle (69) und dem Demokraten Lloyd Bentsen (1921–2006). Bentsen, damals 67, beschrieb den 26 Jahre jüngeren Quayle als unerfahren. Dieser wehrte sich: «Ich habe so viel Erfahrung im Kongress wie Jack (John F.) Kennedy hatte, als er für das Weisse Haus kandidierte.» Die vernichtende Antwort Bentsens ging in die Geschichte ein: «Senator, ich habe mit Jack Kennedy gedient. Jack Kennedy war mein Freund. Senator – Sie sind kein Jack Kennedy.» Tosender Applaus des Publikums, Quayle blickt starr ins Leere. Er hat sich nie mehr davon erholt.
1992 Clinton gegen Bush gegen Perot
Dass Milliardär Ross Perot (86) 1992 als unabhängiger Kandidat mitreden durfte, verdankte er Bill Clinton (70) und George H. W. Bush (92). Beide hofften, dass Perot den anderen aus dem Konzept bringen würde – Clinton behielt recht. Bush, der amtierende Präsident, wirkte entrückt, gelangweilt. Schaute gar mehrmals auf seine Uhr, als er gerade nicht dran war. Die Debatten zementierten sein elitäres Image. Er wurde abgewählt.
2000 Bush gegen Gore
Als Favorit ging Al Gore (68) vor 16 Jahren ins TV-Duell. Gegner George W. Bush (70) galt als ungebildet, unerfahren, rotzfrech – und gewann damit die Debatte. Gore dozierte wie ein Professor, Bush war der Kumpel. Bei Bushs Antworten rollte Gore bisweilen die Augen. Einmal stolzierte Gore zu Bush und baute sich vor ihm auf. Der lächelte und liess den Vizepräsidenten wie einen Rüpel aussehen.