Aufsichtsgruppe fordert Untersuchung
Hat Schweizer Milliardär Wyss (85) illegal US-Demokraten finanziert?

Der in den USA lebende gebürtiger Berner und Milliardär Hansjörg Wyss (85) soll sich mit Millionenspenden illegal in US-Wahlen eingemischt haben. Sein Vergehen: Als Ausländer sei jegliche Wahleinmischung verboten. Bei der US-Wahlbehörde ging eine Beschwerde ein.
Publiziert: 16.05.2021 um 11:10 Uhr
|
Aktualisiert: 17.05.2021 um 08:30 Uhr
1/11
Der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss lebt zurückgezogen im US-Bundesstaat Wyoming.
Foto: zVg

Ungemach für den Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss (85) in den USA. Der Berner Unternehmer und Mäzen ist Gründer der Wyss Foundation mit Hauptsitz in Washington D.C. Die Stiftung setzt sich für ein grosses Spektrum an gemeinnützigen Zwecken ein – für Menschen und die Natur. Laut Vorwürfen soll sich die Wyss-Stiftung auch in US-Politik eingemischt haben. Eine US-Aufsichtsgruppe fordert eine Untersuchung des Einflusses des Schweizers auf Wahlen. Dies geht aus einer am Freitag bei der nationalen Wahlbehörde eingegangenen Beschwerde hervor, wie die «New York Post» berichtet.

Laut der Watchdog-Gruppe Americans for Public Trust gebe es Grund zur Annahme, dass Wyss durch seine gemeinnützigen Organisationen «Gelder an eine Vielzahl von Organisationen überwiesen hat, deren Hauptzweck es ist, sich in Wahlwerbung zu engagieren». Dabei sei es Ausländern in den USA per Gesetz verboten, direkt oder indirekt Beiträge zu politischen Komitees zu leisten.

Der zurückgezogen lebende Wyss hat sein Vermögen mit seiner Firma Synthes für medizinische Geräte gemacht, die für 20 Milliarden Dollar an Johnson & Johnson verkaufte wurde. Wyss lebt heute im Bundesstaat Wyoming und ist laut den Beschwerdeführern «offenbar weder US-Bürger noch Inhaber einer Greencard», wie die «Post» schreibt. Das würde bedeuten, dass er nicht legal für politische Kampagnen spenden kann. Oder dass Wyss zum Opfer der innenpolitischen Schlammschlacht in den USA wird. Der Watchdog Americans for Public Trust wurde 2020 gegründet, steht den Republikanern nahe und gilt als rechtskonservativ.

200 Millionen Dollar

Laut Vorwürfen sollen von Wyss über vier Jahre mehr als 200 Millionen Dollar an Gruppen geflossen sein, die Demokraten und liberale Kreise unterstützen. 2019 habe der seiner Stiftung angeschlossene Berger Action Fund 35 Millionen Dollar an das schattenhafte «Dark Money»-Netzwerk überwiesen. Ziel des Netzwerks sei, Republikaner zu stürzen und Demokraten zu fördern. Ein Opfer dieser Kampagne soll die abgewählte Arizona-Senatorin Martha McSally (55) gewesen sein. Sie verlor ihren Sitz im November an einen demokratischen Herausforderer.

Laut Vorwürfen habe der Schweizer Wyss direkt Einfluss auf Wahlen in den USA genommen. Es sei klar geworden, dass es eine Menge von Verwicklungen gebe, wird Watchdog-Anwalt Adam Paul Laxalt zitiert. «Wir fühlten, dass es wichtig war, eine Untersuchung zu verlangen, um zu sehen, ob Wyss als nicht-amerikanischen Bürger Geld in das amerikanische Wahlsystem geleitet hat.» Konkret: Wyss könnte illegal zig Millionen an Gruppen gespendet haben, die sich auch gegen den ehemaligen Präsidenten Donald Trump (74) aussprachen.

Wyss macht US-Schlagzeilen

Wyss sorgte bereits letzten Monat für Schlagzeilen. Er stand kurz davor, den Verlag «Tribune Publishing» zu kaufen, dem zahlreiche traditionsreiche US-Tageszeitungen angehören. Wyss zog sich in letzter Minute vom Bieterverfahren zurück, der Verlag ging an einen Hedgefonds.

Die politischen Verflechtungen von Wyss in den USA deckte Anfang Mai die «New York Times» auf. Der Schweizer sei «stillschweigend» zu einem der wichtigsten Spender linker Interessensgruppen und zu einer «zunehmend einflussreichen Kraft» unter den Demokraten geworden.

Über seinen politischen Aktivismus spricht der in Bern aufgewachsene Wyss, der 1963 als Student in die USA ging, nicht gern. «Wir engagieren uns für zahlreiche soziale Projekte in den USA, von denen viele gar nicht bekannt sind, weil ich mich nicht offen politisch engagieren will», sagte er vergangenes Jahr der «Bilanz» über die Arbeit seiner Wyss-Foundation. (kes)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?