Am kommenden Sonntag wäre Luke Letlow nach Washington gereist und hätte geschworen, die US-Verfassung zu verteidigen und seine Pflichten zu erfüllen – so wahr ihm Gott helfe. Im US-Repräsentantenhaus hätte der Republikaner in den kommenden zwei Jahren den 5. Wahlbezirk in Louisiana vertreten. Doch Letlow ist tot.
«Der gewählte Abgeordnete Luke Letlow, 41, ist heute Abend im Spital Ochsner-LSU Health Shreveport an Komplikationen von Covid-19 verstorben», teilte sein Sprecher Andrew Bautsch auf der Facebook-Seite des Verstorbenen mit. Am 19. Dezember sei der zweifache Vater mit einer Corona-Infektion eingeliefert worden, seit dem 22. Dezember wurde er auf der Intensivstation behandelt. Wie US-Medien berichten, hatte Letlow keine bekannten Vorerkrankungen.
«Die Familie bedankt sich für die zahlreichen Gebete und die Unterstützung in den vergangenen Tagen, bittet aber die Privatsphäre während dieser schwierigen und unerwarteten Zeit zu beachten», schreibt Bautsch. Eine Erklärung der Familie werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Gegen Masken, für Corona-Lockerungen
Die Wahl am 6. November hatte Letlow mit 62 Prozent der Stimmen gewonnen – der Bezirk ist fest in republikanischer Hand. Vor seiner Wahl hatte der studierte Informatiker für seinen Vorgänger im Abgeordneten-Amt gearbeitet.
Im Wahlkampf trug Letlow mehrfach keine Maske. Zahlreiche Fotos aus den vergangenen Wochen zeigen ihn ohne Mund-Nasen-Schutz – auch bei seiner Siegesparty Anfang Dezember.
Der Republikaner setzte sich massiv für die Lockerung der Corona-Massnahmen ein. «Wir waren vorsichtig und ich denke, dass sowohl der Staat als auch die Bundesebene zahlreiche Vorsichtsmassnahmen für Covid-19 getroffen haben. Wir sind jetzt aber an einem Punkt, an dem wir in echter Gefahr sind, wenn wir unsere Wirtschaft nicht öffnen», sagte er etwa Anfang Oktober. Kurz nach seiner Wahl sagte er, man müsse lernen «in einer Covid-Welt zu leben».
Louisiana (4,65 Millionen Einwohner) verzeichnete nach Angaben der «New York Times» bis Dienstagabend 304'485 Coronafälle und 7'397 Tote – bei etwa halb so vielen Einwohnern also etwa die gleiche Anzahl Corona-Tote wie die Schweiz (6909 Corona-Tote).
Top-Demokratin Pelosi spricht Beileid aus
Der unerwartete Tod des Politikers löste über die politischen Lager hinweg grosse Betroffenheit aus. Der Demokrat John Bel Edwards, Gouverneur von Louisiana, forderte die Menschen auf, für Letlows Familie zu beten und kündigte an, die Flaggen am Tag der Beerdigung auf Halbmast zu hängen.
«Wir sind am Boden zerstört», teilte die Delegation der nationalen Abgeordneten und Senatoren von Louisiana mit. «Luke hatte einen so positiven Geist und eine ungemein helle Zukunft vor sich.»
Top-Demokratin Nancy Pelosi, Abgeordnete aus Kalifornien und Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, teilte mit: «Heute Abend trauert das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten um den gewählten Kongressabgeordneten Luke Letlow.» (kin)