Der US-Präsidentschaftswahlkampf befindet sich kurz vor dem ersten TV-Duell in der heissen Phase – für beide Kandidaten gilt's jetzt wirklich ernst. Deshalb drängt sich die Frage auf, welche Bedeutung den jüngsten Bombenanschläge in New York und New Jersey im Wahlkampf zukommt.
BLICK hat beim Politikwissenschaftler Florian Foos von der Universität Zürich nachgefragt. Foos hat sich intensiv mit Wahlkampagnen beschäftigt und leitet dieses Semester ein Seminar zu den US-Präsidentschaftswahlen.
Der Politikwissenschaftler meint: «Trump hat vor solchen Anschlägen gewarnt. Es spielt in seine Narrative der Angst. Deshalb nützt ihm der Anschlag eher als Clinton.»
«Wahlkampftechnisch dazugelernt»
Bereits im Juni hatte ein Anschlag in Orlando die USA erschüttert. Ein Attentäter tötete dabei 49 Menschen in einem LGBT-Nachtlokal. Die Präsidentschaftskandidaten reagierten nicht souverän. Insbesondere Trump wollte den Anschlag allzu offensichtlich politisch instrumentalisieren. Doch die Auswirkungen auf den Wahlkampf blieben gering.
Foos sagt: «Bei Orlando war alles zeitlich noch sehr weit weg vom Wahltag. Jetzt sieht die Situation anders aus. In 50 Tagen wird gewählt.» Und dieses Mal machen es die Kandidaten besser: «Beide Kampagnen haben wahlkampftechnisch im Vergleich zur Vorgehensweise nach dem Anschlag in Orlando dazugelernt.»
Trump reagierte prompt auf die Ereignisse, sprach ohne gesicherte Informationen von einem «Bombenanschlag» und sagte: «Es ist schrecklich, was in unserer Welt abgeht.» Der Politikwissenschaftler Foos bemerkt dazu: «Seine schnelle Reaktion war risikoreich.»
Aber jetzt ist klar, dass Trump richtig gelegen hat. Entgegen früherer Aussagen hat New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio zugegeben, dass die ersten Ermittlungen auf internationalen Terrorismus hindeuten.
Geschicktes Spiel auf der Klaviatur der Ängste
Wie sollte Clinton in dieser Situation reagieren? Foos meint: «Für Clinton ist entscheidend, dass sie nicht in Trumps Narrative spielt und irgendetwas zu vertuschen oder zu verdrängen versucht.»
Er sagt aber auch: «Generell wird der Einfluss einzelner Ereignisse auf Wahlen eher überbewertet. Manchmal wird im Nachhinein eine Kausalität konstruiert, die nur schwer zu belegen ist.»
Doch obwohl der einzelne Anschlag letztlich nicht ausschlaggebend sein dürfte, spielt er Trump in die Hände: «Trump dürfte davon profitieren, dass ein neuer Bombenanschlag ein Gefühl weiter verbreitet, das in Teilen der Bevölkerung sowieso schon existiert: Angst.»
Und Trump spielt nur allzu geschickt auf der Klaviatur der Ängste.