Richter Barry Williams erklärte das Verfahren am Mittwoch für beendet, nachdem sich die Geschworenen nach mehr als 16-stündigen Beratungen über drei Tage nicht auf ein Urteil einigen konnten. Die Staatsanwaltschaft könnte nun einen neuen Prozess gegen den Angeklagten William Porter anstreben.
Der 25-jährige Schwarze Freddie Gray hatte bei seiner Festnahme am 12. April so schwere Rückenmarksverletzungen erlitten, dass er ins Koma fiel und eine Woche später starb. Die Beamten sollen den an Händen und Füssen gefesselten Afroamerikaner im Polizeitransporter bäuchlings mit dem Kopf nach vorne auf den Boden des Fahrzeugs gelegt und nicht angeschnallt haben.
Ende Mai wurden sechs Polizeibeamte angeklagt, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Totschlags. Die Polizisten - drei Weisse und drei Schwarze - erklärten sich alle für unschuldig und müssen sich in getrennten Verfahren verantworten.
Porter, für den der erste Prozess angesetzt worden war, ist Afroamerikaner. Staatsanwältin Janice Bledsoe hatte in ihrem Schlussplädoyer am Montag erklärt, dass Porter und seine Kollegen den Polizeitransporter in einen «Sarg auf Rädern» verwandelt hätten. Verteidiger Joseph Murtha sprach dagegen von einer «schrecklichen Tragödie», für die sein Mandant keine Verantwortung trage.
Grays Tod wurde von vielen als neuer Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze in den USA kritisiert und löste in Baltimore heftige Proteste aus. Bei den Unruhen im Frühjahr gingen Autos und Gebäude in Flammen auf, Geschäfte wurden geplündert. Hunderte Menschen wurden festgenommen.
Zwischenzeitlich galt in Baltimore eine nächtliche Ausgangssperre und die Nationalgarde wurde in die Stadt geschickt. Die Stadt Baltimore einigte sich mit Grays Familie auf die Zahlung einer Entschädigung von 6,4 Millionen Dollar.