Der Justizausschuss des US-Senats wird sich mit dem Vorwurf der versuchten Vergewaltigung gegen den Kandidaten von US-Präsident Donald Trump für das Oberste Gericht, Brett Kavanaugh, befassen.
Sowohl Kavanaugh als auch seine Anklägerin, die kalifornische Professorin Christine Blasey Ford, würden am kommenden Montag in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses aussagen, gab der Ausschussvorsitzende Chuck Grassley bekannt.
Vorwurf der sexuellen Gewalt
Der erzkonservative Kandidat für das Oberste Gericht der USA, Brett Kavanaugh, steht wegen des Vorwurfs der sexuellen Gewalt unter massivem Druck - doch Präsident Donald Trump hält an dem von ihm nominierten Richter fest. Das Nominierungsverfahren befinde sich weiterhin «voll in der Spur», befand Trump am Montag in Washington.
Trump hatte den 53-jährigen Bundesberufungsrichter im Juli für das Oberste US-Gericht vorgeschlagen. Die erforderliche Genehmigung der Personalie durch den Senat steht aber noch aus.
Es geschah während einer Schul-Party
Die von der Psychologin und Hochschullehrerin Christine Blasey Ford erhobene Anschuldigung, Kavanaugh habe sie vor dreieinhalb Jahrzehnten während einer Teenager-Party zu vergewaltigen versucht, bringt das Nominierungsverfahren in Turbulenzen.
So steht in Frage, ob der Justizausschuss des Senats wie bisher geplant am kommenden Donnerstag über Kavanaugh abstimmen wird. In dem Votum geht es darum, ob das Gremium die Personalie für die endgültige Abstimmung an das Plenum weiterreicht.
Trumps Republikanische Partei hat dort nur eine hauchdünne Mehrheit von 51 der 100 Sitze. Kavanaugh kann sie also nur durchbringen, wenn sie die Reihen geschlossen hält.
Verschiedene Meinungen im Senat
Die moderate republikanische Senatorin Susan Collins, deren Votum als entscheidend gilt, forderte nun aber, dass sowohl die Forscherin als auch der Richter unter Eid zu der Anschuldigung befragt werden: «Offenkundig wäre es ein Ausschlussgrund, sollte Richter Kavanaugh über die Vorgänge gelogen haben», sagte sie.
Bereits zuvor hatten die Trump-kritischen republikanischen Senatoren Jeff Flake und Bob Corker verlangt, die Ausschussabstimmung zu verschieben.
Der Ausschussvorsitzende Chuck Grassley - ebenfalls ein Republikaner - äusserte sich zunächst nicht öffentlich zu dieser Forderung. Er sagte, Ford verdiene es, «angehört zu werden». Allerdings schlug er vor, ihre Befragung sowie die von Kavanaugh telefonisch abzuhalten.
Trump rühmt seinen Kandidaten erneut
US-Präsident Donald Trump räumte ein, dass es zu einer «kleinen Verzögerung» im Nominierungsprozess kommen werde. Er äusserte den Wunsch, dass in dem Verfahren alles «richtig» gemacht und «jeder zu Ende gehört» werde. Zugleich rühmte er erneut seinen Kandidaten. Dieser habe «nie auch nur einen kleinen Makel in seiner Bilanz» gehabt.
Bereits zuvor hatte Präsidentenberaterin Kellyanne Conway deutlich gemacht, dass Trump mit einer Befragung Fords durch den Justizausschuss einverstanden sei. Diese ist zu einer Aussage vor dem Gremium bereit, wie ihre Anwältin Debra Katz dem Fernsehsender CNN sagte.
Die 51-jährige Ford hatte am Sonntag in der «Washington Post» geschildert, wie sie Anfang der achtziger Jahre von Kavanaugh und einem Freund - beide in «sturzbetrunkenem» Zustand - während der Party bedrängt worden sei. Kavanaugh habe sie dann auf ein Bett gedrückt, begrapscht und versucht, sie auszuziehen.
Als sie um Hilfe habe rufen wollen, habe er ihr den Mund zugedrückt, sagte Ford: «Ich habe gedacht, dass er mich versehentlich umbringt.» Erst als der Freund dann auf sie beide draufgesprungen sei und alle drei dadurch aus dem Gleichgewicht geraten seien, habe sie flüchten können.
Zunächst hatte Ford die Anschuldigung in der vergangenen Woche noch unter dem Schutzmantel der Anonymität erhoben. Dass sie dann doch noch aus der Deckung kam, begründete sie mit ihrer «staatsbürgerlichen Verantwortung». Ford ist Parteimitglied der oppositionellen Demokraten.
Brett Kavanaugh hat die Schilderungen mehrmals vehement bestritten. Er wolle vor dem Ausschuss die «völlig falsche Anschuldigung» zurückweisen und seine «Integrität verteidigen». Das Weisse Haus veröffentlichte am Montag nochmals eine Mitteilung, in der es heisst: «Richter Kavanaugh freut sich auf eine Anhörung, in der er seinen Ruf vor diesen falschen Anschuldigungen verteidigen kann.»
US-Präsident Donald Trump hatte Kavanaugh im Juli für das Oberste Gericht nominiert. Er will damit sein Wahlkampfversprechen erfüllen, dem mächtigen Supreme Court eine dezidiert konservative Ausrichtung zu geben. Da die obersten Richter auf Lebenszeit ernannt werden, könnte Kavanaugh den Kurs des Gerichts jahrzehntelang prägen. (SDA)
Warum spielt die Personalie eine so grosse Rolle?
Das Oberste Gericht (Supreme Court) ist politisch sehr wichtig. Nicht selten hat das Gericht in aktuellen Auseinandersetzungen das letzte Wort. So etwa auch bei den grossen Themen, an denen sich die gesellschaftliche Spaltung der USA aufzeigt: Abtreibung, Einwanderung oder Waffenbesitz.
Die Entscheidungen sind oft von landesweiter Bedeutung und prägen die Auslegung von Gesetzen an unteren Gerichten über Jahre. Hinzu kommt: Die Richter werden auf Lebenszeit ernannt. Mit der Kandidatenwahl kann ein Präsident die Mehrheitsverhältnisse so auf lange Zeit beeinflussen.
Ist die politische Einstellung der Richter relevant?
Ja. Kommt es zu Kontroversen, spielen auch die Haltungen der Juristen eine Rolle. Die Kammer ist hochpolitisch. Es gibt insgesamt neun Richter: Zurzeit sind vier konservativ und vier liberal. Anthony Kennnedy war in der Mitte, galt als gemässigt-konservativ. Er war häufig das Zünglein an der Waage. In wichtigen sozialen Fragen stimmte er meistens mit den progressiveren Kollegen.
Warum steht Brett Kavanaugh zur Wahl?
US-Präsident Donald Trump hat ihn im Juli 2018 nominiert. Kavanaugh gilt als konservativ. Er ist ein Verfechter einer wörtlichen Auslegung der US-Verfassung. Dies freut die Waffen-Lobby, die sich auf eine wörtliche Auslegung des verfassungsmässigen Rechts auf Selbstverteidigung stützt.
Wie viele Stimmen braucht Kavanaugh, um als Richter bestätigt zu werden?
Eine einfache Mehrheit genügt. Zuerst muss Kavanaugh den Justizausschuss des Senats passieren. Danach die ganze Kammer. Zurzeit ist der Justizausschuss und der US-Senat unter republikanischer Kontrolle. Stimmen sie geschlossen ab, können die Republikaner Kavanaugh ohne jegliche demokratische Unterstützung zum Supreme Court durchboxen.
Wann ist die Schlussabstimmung?
Am Freitag, 28. September, stimmt der Justizausschuss des Senats ab. Der weitere Ablauf ist noch unklar. (nim)
Warum spielt die Personalie eine so grosse Rolle?
Das Oberste Gericht (Supreme Court) ist politisch sehr wichtig. Nicht selten hat das Gericht in aktuellen Auseinandersetzungen das letzte Wort. So etwa auch bei den grossen Themen, an denen sich die gesellschaftliche Spaltung der USA aufzeigt: Abtreibung, Einwanderung oder Waffenbesitz.
Die Entscheidungen sind oft von landesweiter Bedeutung und prägen die Auslegung von Gesetzen an unteren Gerichten über Jahre. Hinzu kommt: Die Richter werden auf Lebenszeit ernannt. Mit der Kandidatenwahl kann ein Präsident die Mehrheitsverhältnisse so auf lange Zeit beeinflussen.
Ist die politische Einstellung der Richter relevant?
Ja. Kommt es zu Kontroversen, spielen auch die Haltungen der Juristen eine Rolle. Die Kammer ist hochpolitisch. Es gibt insgesamt neun Richter: Zurzeit sind vier konservativ und vier liberal. Anthony Kennnedy war in der Mitte, galt als gemässigt-konservativ. Er war häufig das Zünglein an der Waage. In wichtigen sozialen Fragen stimmte er meistens mit den progressiveren Kollegen.
Warum steht Brett Kavanaugh zur Wahl?
US-Präsident Donald Trump hat ihn im Juli 2018 nominiert. Kavanaugh gilt als konservativ. Er ist ein Verfechter einer wörtlichen Auslegung der US-Verfassung. Dies freut die Waffen-Lobby, die sich auf eine wörtliche Auslegung des verfassungsmässigen Rechts auf Selbstverteidigung stützt.
Wie viele Stimmen braucht Kavanaugh, um als Richter bestätigt zu werden?
Eine einfache Mehrheit genügt. Zuerst muss Kavanaugh den Justizausschuss des Senats passieren. Danach die ganze Kammer. Zurzeit ist der Justizausschuss und der US-Senat unter republikanischer Kontrolle. Stimmen sie geschlossen ab, können die Republikaner Kavanaugh ohne jegliche demokratische Unterstützung zum Supreme Court durchboxen.
Wann ist die Schlussabstimmung?
Am Freitag, 28. September, stimmt der Justizausschuss des Senats ab. Der weitere Ablauf ist noch unklar. (nim)