Es sei seine Hoffnung gewesen, weiter als Polizist arbeiten zu können, aber die Sicherheit seiner Kollegen sei für ihn von übergeordneter Bedeutung, heisst es in dem Schreiben Wilsons, das die Zeitung «St. Louis Post-Dispatch» am Samstag veröffentlichte.
Man habe ihm gesagt, falls er im Polizeidienst bleibe, bringe dies sowohl Anwohner von Ferguson als auch die dortigen Beamten in Gefahr. Sein Anwalt hatte bereits am Mittwoch einen derartigen Schritt des 28-Jährigen angekündigt.
Wilson hatte am 9. August in Ferguson den 18-jährigen Michael Brown bei einem Handgemenge erschossen. Er gab an, aus Notwehr gehandelt zu haben, obwohl Brown nicht bewaffnet war. Eine Grand Jury glaubte ihm und entschied am Montag, dass der Polizist nicht vor Gericht gestellt wird. Daraufhin war es zu landesweiten Protesten gegen rassistische Diskriminierung gekommen.
In einem ersten Interview nach der Entlastung durch die Grand Jury hatte Wilson keinerlei Reue gezeigt und erklärt, er würde wieder genau so agieren wie am 9. August. Das hatte die Familie des getöteten Teenagers bestürzt. In seinem Brief an die Polizei schrieb Wilson nun, er hoffe, sein Rücktritt werde helfen, die Gemeinde von Ferguson zu «heilen».
In der Vorstadt von St. Louis starteten am Samstag dutzende Aktivisten einen Gedenkmarsch, der in einer Woche in Jefferson City, der Hauptstadt vom US-Staat Missouri, eintreffen soll. Die Organisatoren vom Nationalen Verband zur Förderung Farbiger (NAACP) hoffen, dass sich tausende Menschen der «Reise für Gerechtigkeit» anschliessen werden.
Startpunkt war der Ort, an dem Brown vor knapp vier Wochen erschossen worden war. Die Demonstranten fordern, dass der Polizeichef von Ferguson seinen Hut nimmt, und dass die Polizeiarbeit grundsätzlich reformiert wird. Einer ihrer Vorwürfe: Die überwiegend weisse Polizei schikaniere die überwiegend schwarze Bevölkerung durch überproportional häufige Kontrollen.