Eine Spezialeinheit spürte den IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi (†48) am Samstag in seinem Versteck in Syrien auf. Dieser floh in einen Tunnel und sprengte sich selber in die Luft. Am Ende der Operation war der gefürchtete IS-Chef tot. Und Trump feierte sich für die Operation.
Jetzt hat das Pentagon erste Aufnahmen vom Angriff auf das Anwesen des IS-Anführers veröffentlicht. Die Fotos und das Video zeigen einen schmucklosen Hof und ein scheinbar einfaches Gebäude in karger Landschaft, direkte Nachbarn gibt es keine. Eine Aufnahme zeigt, wie sich die Soldaten nach der Landung auf die Mauer zubewegen. Auf weiteren Aufnahmen ist zu sehen, wie Kämpfer ausserhalb des Hofs aus der Luft angegriffen werden. Nach Darstellung des US-Militärs hatten sie das Feuer auf die Helikopter eröffnet.
Ins Loch gekrochen
Was sich im Innern des Hauses nur wenige Kilometer von der türkischen Grenze abgespielt hat, ist auf den Bildern nicht zu sehen. Präsident Trump hatte den Hergang des Einsatzes am Sonntag bereits ausführlich beschrieben – und auch geschildert, wie die letzten Minuten des Terroristen ausgesehen haben sollen. «Er ist wie ein Hund gestorben. Er ist wie ein Feigling gestorben», hatte Trump gesagt. «Winselnd und weinend und schreiend.» Dem Präsidenten zufolge war er beim Herannahen der US-Soldaten in einen Tunnel unter dem Anwesen geflohen, wo er eine Sprengstoffweste zündete.
Als der Kommandant der US-Streitkräfte im Nahen Osten (Centcom), General Kenneth McKenzie, den Hergang des Angriff am Mittwoch vor Journalisten schilderte, bestätigte er die spektakuläre Schilderung nicht. Er sagte auf Nachfrage lediglich: «Ich kann Ihnen Folgendes sagen: Er kroch mit zwei kleinen Kindern in ein Loch und jagte sich in die Luft.» Daraus lasse sich schliessen, «was für eine Person» Al-Baghdadi gewesen sei, sagte er.
Weiter machte McKenzie klar, dass zwei Kinder getötet wurden, als sich Al-Baghdadi mit einer Sprengstoffweste in die Luft gejagt habe, nicht drei, wie es US-Präsident Donald Trump darstellte. Die Kinder seien jünger als 12 Jahre gewesen.
Anwesen zum Abschluss bombardiert
Neben dem IS-Anführer und den Kindern seien fünf weitere IS-Kämpfer getötet und zwei Personen in Gewahrsam genommen worden, sagte McKenzie. Elf Kinder wurden demnach von den Soldaten in Sicherheit gebracht. Es sei ein «schwieriger, komplexer und präziser» Angriff gewesen. Aus der Luft überwachten Drohnen und Kampfflugzeuge den Einsatz. Al-Baghdadis Hof wurde zum Abschluss bombardiert, um keine Pilgerstätte zu schaffen, wie der General sagte. Das Gelände gleiche nun einem «Parkplatz mit grossen Schlaglöchern».
Die Soldaten stellten in dem Haus eine «bedeutende» Menge Dokumente und elektronische Geräte sicher, die nun ausgewertet würden, sagte McKenzie. Ein Militärhund, der Al-Baghdadi in den Tunnel gefolgt war, wurde verletzt. Die Spezialkräfte flogen in den acht Helikoptern wieder quer über Syrien zurück zu ihrem US-Stützpunkt. Wie viele Soldaten an dem Einsatz beteiligt waren, hält das Militär geheim.
Bislang wurde einzig ein Foto des mancherorts als Helden verehrten Hundes veröffentlicht – dessen Name ist aber weiter Staatsgeheimnis. Der Hund diene seit vier Jahren und habe bereits an rund 50 Einsätzen teilgenommen, sagte der General. Er sei inzwischen wieder im Dienst. «Diese Tiere schützen US-Truppen, retten die Leben von Zivilisten, trennen Kämpfer und Nicht-Kämpfer und immobilisieren Individuen, die sich feindlich verhalten», sagte McKenzie. Immobilisieren bedeutet: ruhig stellen.
Überreste auf See bestattet
Die sterblichen Überreste Al-Baghdadis seien im Einklang mit dem Kriegsrecht innerhalb von 24 Stunden nach seinem Tod auf See bestattet worden, erklärte General McKenzie. Die Identität Al-Baghdadis sei zweifelsfrei nachgewiesen worden. Das US-Militär habe seine DNA mit einer Probe aus dem Jahr 2004 verglichen, als dieser in einem US-Gefängnis im Irak inhaftiert gewesen war.
Al-Baghdadi war der meistgesuchte und gefürchtetste Terrorist weltweit, auf den die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt hatten. Wer dieses Kopfgeld nun bekomme, wollte McKenzie nicht sagen. Nach einem Bericht der «Washington Post» soll ein Abtrünniger des IS den entscheidenden Hinweis auf das Versteck gegeben haben. Bestätigt ist das aber nicht. (nim/SDA)