USA
Erneut Jury zu tödlicher Polizeigewalt in den USA einbestellt

New York – In den USA sind am Freitag erneut tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Strasse gegangen. Derweil soll auch im jüngsten Fall von tödlichen Polizeischüssen auf einen Schwarzen eine sogenannte Grand Jury über eine Anklageerhebung entscheiden.
Publiziert: 06.12.2014 um 21:38 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 09:55 Uhr

Der zuständige Richter in New York versprach eine «vollständige und faire Untersuchung» der tödlichen Schüsse auf den 28-jährigen Akai Gurley im November. «Es ist wichtig, auf den Grund dessen zu gehen, was geschehen ist», sagte der Richter Ken Thompson.

Er versprach, der Jury «alle Informationen zu geben, die sie braucht, um ihre Aufgabe zu erfüllen». Momentan würden die Beweise aber noch zusammengetragen.

Der tragische Vorfall ereignete sich am 20. November im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Gurley stieg mit seiner Freundin in einem dunklen Treppenhaus hinab, weil der Aufzug nicht fuhr.

Der junge asiatischstämmige Polizist Peter Liang zog seine Waffe und tötete Gurley mit einer Kugel, ohne dass sich der Vater einer kleinen Tochter in irgendeiner Form verdächtig verhalten hätte. Der Schütze räumte dieses Verhalten selbst ein.

Wie die «New York Post» berichtete, rief Liang nach den Schüssen nicht einmal einen Krankenwagen, sondern schrieb zuerst eine SMS an seine Gewerkschaft. New Yorks Polizeichef Bill Bratton sagte einen Tag nach dem Vorfall, Gurley sei ein unschuldiger Mann gewesen, der «versehentlich» getötet worden sei.

Am Freitag meldete sich auch Gurleys Familie erstmals öffentlich zu Wort und verlangte Gerechtigkeit. «Wie soll ich meiner Tochter erklären, dass ihr Vater nicht mehr zurückkommt?», sagte Gurleys Freundin Melissa Butler bei einer Trauerfeier in einer Baptistenkirche in Brooklyn.

Seine Mutter Sylvia Palmer sagte weinend: «Er hat nichts falsch gemacht. Er ist ein guter Mann, er liebt seine Familie, er liebt seine kleine Tochter.»

Zur Beerdigung Gurleys am Samstagvormittag versammelten sich hunderte Menschen, unter ihnen Vertreter der Stadtverwaltung und Bürgerrechtler. Die Stadt New York übernahm die Beerdigungskosten.

Der Fall reiht sich ein in eine ganze Serie von tödlichen Schüssen oder Tätlichkeiten weisser Polizisten, denen Schwarze zum Opfer fielen. Sowohl nach dem Tod des unbewaffneten 18-Jährigen Michael Brown in Ferguson im August als auch nach dem mit einem Würgegriff getöteten Eric Garner in New York im Juli entschieden Grand Jurys, dass sich die Polizisten nicht vor Gericht verantworten müssen.

Nach den Entscheidungen kam es jeweils zu teils gewaltsamen Protesten. Inmitten der Proteste war am Donnerstag ein weiterer Fall bekannt geworden, bei dem ein Schwarzer in Arizona von einem weissen Beamten erschossen wurde.

Der Polizist dachte fälschlicherweise, dass Rumain Brisbon bewaffnet sei. Der Schwarze hatte aber lediglich eine Medikamentenpackung in der Tasche. Im November starb überdies in Cleveland in Ohio ein zwölfjähriger schwarzer Junge durch Polizeischüsse, weil die Beamten seine Spielzeugpistole für echt hielten.

In New York gingen am Freitagabend den dritten Tag in Folge hunderte Menschen auf die Strasse und legten den Verkehr lahm. In Erinnerung an den 43-jährigen Garner riefen viele Demonstranten «Ich kann nicht atmen» - das waren die letzten Worte des Asthmatikers, wie später auf einem Amateurvideo zu sehen war.

An der Columbia Universität, an der Grand Central Station und auf der Fifth Avenue in Manhattan legten sich zudem Demonstranten auf den Boden, um an die Toten durch Polizeischüsse zu erinnern.

Weitere Demonstrationen gab es in Washington, Miami, Chicago, Boston und New Orleans. Auf Plakaten stand «Rassismus tötet» und «Das Leben von Schwarzen zählt».

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