Trump war wie üblich erst am vierten und letzten Tag des Konvents, dem Donnerstag, erwartet worden. Bei seinem unerwarteten Auftritt in der Nacht zum Dienstag wurde er von grenzenlosem Jubel empfangen. Der 70-Jährige führte seine Frau Melania als Rednerin ein. Seine Wahl wurde für den Dienstagabend (Ortszeit) erwartet.
Vor der Ankunft des rechtspopulistischen Immobilienmoguls spielten sich in der Quicken-Loans-Basketballarena dramatische Szenen ab, wie sie der designierte Kandidat und die Parteiführung unbedingt hatten vermeiden wollen. Die lautstarken Auseinandersetzungen offenbarten die ganze Zerrissenheit der Partei über die Figur des Kandidaten.
Bei dem Streit ging es konkret um die Regel, die die grosse Mehrheit der 2472 Delegierten beim Votum über den Kandidaten an die Ergebnisse der Vorwahlen bindet. Die Vorwahlen hatte der Quereinsteiger aus der Geschäftswelt mit klarer Mehrheit gewonnen.
Die Trump-Gegner wollten erreichen, dass alle Delegierten frei über den Kandidaten abstimmen dürfen. Ihre Hoffnungen, eine solche Änderung der Regularien durchzusetzen und den Immobilienmogul dann auch noch am Erreichen der erforderlichen absoluten Mehrheit zu hindern, waren allerdings von vornherein wenig realistisch.
Die Trump-Gegner reklamierten allerdings, sie hätten genügend Unterschriften beisammen, um eine Abstimmung über die Nominierungsregularien mit Durchzählung aller Delegierten zu erreichen. Dennoch liess die Parteitagsleitung nur per Akklamation darüber abstimmen und verkündete dann, die Regeln seien in der bestehenden Form von der Versammlung gebilligt worden.
Daraufhin brachen hunderte Trump-Gegner in lautstarken Protest aus. «Schande, Schande»-Rufe ertönten, einige Delegierte verliessen die Halle. Anhänger des Immobilienmilliardärs konterten mit den Rufen «Trump, Trump».
Schliesslich liess Versammlungsleiter Steve Womack nochmals per Akklamation über die Nominierungsregeln abstimmen. Erneut wurde hinterher verkündet, dass die Mehrheit der Delegierten die Regeln akzeptiert habe. Womack erklärte ferner, dass die Antragsteller nicht genügend Unterschriften beisammen hätten, um eine formelle durchgezählte Abstimmung zu erzwingen, da die Delegationen dreier Staaten ihre Unterstützung widerrufen hätten.
Die Trump-Gegner schienen danach zu resignieren. Der frühere Senator Gordon Humphrey, einer der Initiatoren des Vorstosses, sagte, er sei über den fehlenden Rückhalt für seine Gruppe «nicht überrascht, aber empört».
Das in Teilen der Partei weiterhin verbreitete Unbehagen über Trump spiegelt sich auch im Fehlen zahlreicher Parteigranden in Cleveland wider. So glänzen etwa die früheren Präsidenten George Bush und George W. Bush und auch die vormaligen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und John McCain durch Abwesenheit.