Obama beschrieb am Mittwochabend (Ortszeit) beim Parteitag der Demokraten in Philadelphia, wie er die frischgekürte Präsidentschaftskandidatin in ihrer vierjährigen Amtszeit als Aussenministerin erlebt habe. Sogar inmitten von Krisensituationen höre sie den Menschen zu, bewahre die Ruhe und behandle jeden mit Respekt. Selbst unter widrigen Umständen gebe sie niemals auf, sagte er.
Der Präsident hob hervor, dass Clinton «konkrete Pläne» habe, um gesellschaftliche Barrieren niederzureissen und die Chancen für alle US-Bürger zu verbessern. Dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump warf er hingegen vor, keine Konzepte für die Präsidentschaft zu haben.
Vom Parteitag der Republikaner in der Vorwoche habe er «keine Lösungen für drängende Probleme» vernommen, sagte Obama. Dort seien stattdessen nur «Ressentiments und Schuldzuweisungen» zu hören gewesen, zudem sei zu «Wut und Hass» angestachelt worden.
Clinton war am Dienstag von dem Parteitag offiziell zur Präsidentschaftskandidatin gekürt worden. Sie ist die erste Frau in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die für eine der grossen Parteien in das Rennen um das Weisse Haus zieht und somit realistische Chancen auf das höchste Staatsamt hat.
Überraschend trat nach Obama auch Clinton kurz auf dem Parteitag auf, sprach aber nicht zu den Delegierten. Sie trat auf die Bühne, als Obama seine Rede beendete. Obama und seine mögliche Amtsnachfolgerin nahmen sich herzlich in den Arm. Clintons Rede zur Annahme der Nomination ist für Donnerstag vorgesehen.
Am Mittwoch nominierten die US-Demokraten zudem Tim Kaine offiziell zum Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten. Clinton hatte sich ihren «Running Mate» in der Woche zuvor ausgesucht. Der Parteitag stimmte am Mittwoch per Akklamation ab. Der 58-Jährige war Gouverneur in Virginia, einem der möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaaten. Kaine gilt als fleissig und geradlinig.
In seiner Rede vor den Delegierten machte sich Kaine über Trump lustig und ahmte seine typische Sprache nach: «Gibt es irgendjemanden, der ihm Glauben schenkt?», fragte Kaine. «Er sagt Dir niemals, wie er das machen will, wovon er sagt, er wolle es machen.»
Auch andere hochrangige Demokraten griffen Trump scharf an: «Wir können nicht einen Mann wählen, der unsere Ängste vor dem Islamischen Staat ausbeutet, selbst aber überhaupt keinen Plan hat», sagte Vizepräsident Joe Biden. «Donald Trump würde uns tatsächlich unsicherer machen», betonte er. «Als Amerikaner können wir das schlicht nicht zulassen. Punkt.»
Auch der frühere Bürgermeister von New York, der parteilose Michael Bloomberg, fuhr schweres Geschütz gegen Trump auf. «Es gibt Zeiten, da stimme ich mit Hillary Clinton nicht überein», sagte der Milliardär, der selbst auch schon mit einer Präsidentschaftskandidatur liebäugelt hatte.
«Aber wir müssen alle Meinungsverschiedenheiten beiseite legen, zum Wohle unseres Landes. Und wir müssen uns hinter die Kandidatin stellen, die einen gefährlichen Demagogen schlagen kann», sagte er.