«Nach langen Überlegungen habe ich mich entschlossen, meine Präsidentschaftskampagne heute einzustellen», erklärte der 62-Jährige in einem auf seiner Website veröffentlichten Redetext.
Chafee sass von 1999 bis 2007 als Republikaner im Senat, wo er als einziges Mitglied seiner damaligen Partei gegen den Militäreinsatz im Irak stimmte. Als parteiloser Politiker wurde er 2010 zum Gouverneur des Bundesstaates Rhode Island gewählt, während seiner Amtszeit wechselte er zu den Demokraten.
Chafee ist auf nationaler Ebene weitgehend unbekannt. In seiner Bewerbungsrede im Juni hatte er sich gegen die US-Drohnenangriffe im Anti-Terror-Kampf und für eine Heimkehr des US-Geheimdienstenthüllers Edward Snowden aus dem russischen Exil ausgesprochen.
Meinungsforscher registrierten für Chafee auf der Website realclearpolitics.com zufolge zuletzt einen Wert von null Prozent. Bei der ersten Fernsehdebatte der Demokraten Mitte Oktober machte er eine unglückliche Figur, als er seine Zustimmung als Senator für die Deregulierung des Finanzsektors damit begründete, dass er damals gerade erst frisch in die Kongresskammer eingezogen sei. Auf die Nachfrage des Moderators, ob er nicht gewusst habe, worüber er abgestimmt habe, bat Chafee, nicht «so hart» mit ihm umzugehen.
Am Dienstag hatte sich bereits der frühere Senator Jim Webb aus dem Nominierungsrennen der Demokraten zurückgezogen. Am Mittwoch erklärte Vizepräsident Joe Biden nach monatelangen Spekulationen, auf eine Präsidentschaftsbewerbung zu verzichten.
Grosse Favoritin ist die frühere Aussenministerin und ehemalige First Lady Hillary Clinton, die in Umfragen mit deutlichem Abstand vor dem linksgerichteten Senator Bernie Sanders liegt. Keine Chancen werden dem Ex-Gouverneur Martin O'Malley eingeräumt, der laut realclearpolitics.com zuletzt eine Zustimmung von 0,5 Prozent verzeichnete.
Die Präsidentschaftswahl findet am 8. November 2016 statt. Präsident Barack Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Beide Parteien bestimmen ab Anfang Februar kommenden Jahres in Vorwahlen ihre Kandidaten, die auf Parteitagen im Juli offiziell gekürt werden. Bei den Republikanern zeichnet sich ein enges Rennen ab, derzeit führt in Umfragen der Geschäftsmann Donald Trump.