US-Präsident Donald Trump hat weniger Berührungsängste gegenüber den Russen als sein Vorgänger Barack Obama. Hat er jetzt eine strategische Wende in der Syrien-Politik seines Landes vollzogen und arbeitet Hand in Hand mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin? In den letzten Tagen sind zahlreiche Fotos von gepanzerten Fahrzeugen der US-Armee mit demonstrativ gehisster Flagge aufgetaucht. Einsatzgebiet: Nordsyrien.
Der Unterschied zur Strategie der vorherigen US-Regierung ist augenfällig: Barack Obama schloss die Präsenz von US-Truppen auf syrischem Boden offiziell stets aus. Stattdessen flogen Kampfflieger Luftangriffe.
Die Fotos der geflaggten US-Militärfahrzeuge in der Umgebung der Stadt Manbidsch kommen etwa zur gleichen Zeit in Umlauf, als sich Armee-Vertreter der USA, Russlands und der Türkei gestern im südtürkischen Antalya überraschend zu Gesprächen über den Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) treffen. An den Beratungen nahmen US-Generalstabschef Joseph Dunford, sein russischer Kollege Waleri Gerasimow und er türkische Armeechef Hulusi Akar teil.
Dass die USA die Zusammenarbeit mit Russland in Syrien intensiviert hat, lassen auch die Fotos vermuten, die russische Militärfahrzeuge ebenfalls in der Umgebung von Manbidsch zeigen.
Unterschiedliche Ziele
Die drei Parteien des Treffens in Antalya verfolgen in Syrien durchaus unterschiedliche Ziele. Zumindest unter Obama war die Forderung der USA immer noch: Der syrische Machthaber Baschar al-Assad muss weg! Trump lässt sich bisher nicht in die Karten blicken. Doch Berichte über ein unlängst getroffenes Abkommen der von den Amerikanern unterstützten Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mit der syrischen Regierung über die Abgabe von Gebieten an Assad lässt ein Umlenken vermuten.
Russland betrachtet als Schutzmacht von Assads Regierung nicht nur die Kämpfer des IS als Terroristen, sondern auch die andern am Konflikt beteiligten Rebellengruppen.
Das vorrangige Problem für die Türkei sind die kurdischen Kämpfer, die in Grenznähe weite Gebiete für sich beanspruchen.
Doch der erklärte Hauptfeind aller drei Parteien ist der IS.
«Beruhigung», «Abschreckung»
Die US-Verteidigungsministerium ist darum bemüht, durch den Einmarsch der amerikanischen Soldaten kein böses Blut aufkommen zu lassen. Insbesondere beim Nato-Partner Türkei nicht. Sprecher Jeff Davis sagt, der Einsatz bei Manbidsch werde zur «Beruhigung» und zur «Abschreckung» durchgeführt.
Der Sprecher der von den USA angeführten Anti-IS-Koalition, John L. Dorrian, geht noch weiter und schreibt auf Twitter, man wolle «sicherstellen, dass es keine nachhaltige Präsenz von YPG gibt.» YPG sind die kurdischen Volksverteidigungseinheiten, welche die SDF anführen und von der Türkei als Terroristen angesehen werden.
Es gelte, den «Koalitionsmitgliedern und Partner-Kräften Mut zu machen, Aggressionen abzuwenden und sich auf die Besiegung des IS zu konzentrieren», schreibt Dorrian. Meint er mit «Partner-Kräften» etwa Russland? Fakt ist: Die Türkei ist offiziell Teil der Anti-IS-Koalition. Russland nicht. (noo)