Zwei Polizisten eröffneten am Sonntagabend in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento das Feuer auf den 22-jährigen Afroamerikaner Stephon Clark. Der zweifache Familienvater starb noch an Ort und Stelle. Offenbar dachten die Beamten, er sei bewaffnet.
Nun hat das Sacramento Police Department ein Video des grausamen Zwischenfalls veröffentlicht. Die Aufnahmen stammen laut der Lokalzeitung «Sacramento Bee» von den Körperkameras der Beamten und aus einem Polizeihelikopter.
Beamte ballern mehrere Sekunden lang
Die kurzen Videosequenzen zeigen, wie die Einsatzkräfte Clark im Garten seiner Grossmutter verfolgen. Immer wieder fordern sie ihn auf: «Stopp, stopp, zeig mir deine Hände!» Dann fallen plötzlich Schüsse. Etwa fünf Sekunden lang schiessen die Beamten auf den 22-Jährigen.
Nach Aussagen der Beamten sei der Afroamerikaner mit ausgestreckten Armen und einem verdächtigen Gegenstand in der Hand auf sie zugekommen. Die Ordnungshüter hätten gedacht, Clark richte eine Pistole auf sie, erklärt der örtliche Polizeichef Daniel Hahn in einer Pressemitteilung. Im Nachhinein konnte die Polizei aber keine Waffe im Garten finden. Einzig Clarks Handy wurde am Boden entdeckt.
Opfer hinterlässt Familie
Auslöser für den Polizeieinsatz war die Meldung über einen «1,80 Meter grossen, dunkelhäutigen Mann mit Kapuzenpullover und schwarzer Hose, der Autoscheiben einschlägt».
Ein Polizeihelikopter sichtete kurze Zeit später Stephon Clarke, auf den die Beschreibung zutraf. Einsatzkräfte am Boden wurden informiert. Sie trafen den Verdächtigen im Garten seiner Grossmutter an, wo es schliesslich zu den tödlichen Schüssen kam.
Clark hinterlässt seine Verlobte und zwei Söhne (2 und 3). Laut US-Medien war der junge Mann für die Behörden kein Unbekannter: In den vergangenen Jahren sei er wegen mehrerer Straftaten angeklagt worden, unter anderem wegen Raub und häuslicher Gewalt.
Das Thema Polizeigewalt beschäftigt die USA aufgrund unzähliger Vorfälle seit Jahren. Immer wieder kommt es deswegen zu Protesten – auch weil unverhältnismässig viele Afroamerikaner Opfer davon werden. Nach einer Analyse der «Washington Post» wurden letztes Jahr 987 Menschen von der Polizei erschossen. Davon waren rund ein Viertel Afroamerikaner. (hah)