US-Kronzeuge im Fifa-Knall
Der Ex-Kollege liess die Fifa-Bosse auffliegen

Die US-Justiz hat heute seine Rolle noch einmal deutlich gemacht: Chuck Blazer, Ex-Fussball-Spitzenfunktionär, ist seit Jahren der Kronzeuge der US-Behörden.
Publiziert: 27.05.2015 um 21:46 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:49 Uhr
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FBI-Spion Chuck Blazer (l.) mit Fifa-Präsident Sepp Blatter (M.) und Franz Beckenbauer.
Foto: Key

Er war der Maulwurf, der Kronzeuge, der Whistleblower des FBI: Chuck Blazer, früher einer der mächtigsten Funktionäre im Fussball, hat den US-Behörden bei ihren Ermittlungen gegen die Fifa-Bosse geholfen.

Seine Informationen waren auch für die Aktion heute im Hotel Baur au Lac von immenser Wichtigkeit, das machten die US-Behörden am Nachmittag deutlich, als sie eine Pressekonferenz zur Eröffnung des Strafverfahrens abhielten.

Richard Weber von der US-Steuerbehörde IRS sagte: «Chuck Blazer hat sich schon sehr früh entschieden, mit uns zusammenzuarbeiten.»

Wie kam es dazu? Der 70-jährige Amerikaner war bis 2013 Mitglied der Fifa-Exekutivkomitees, bis 2011 zudem Generalsekretär des CONCACAF, des Fussballverbandes von Nord-, Zentralamerika und der Karibik.

Noch vor seinem Rücktritt aus dem Fussball soll der Mann mit versteckten Mikrophonen verkabelt Gespräche mit anderen Fussball-Funktionären aufgezeichnet haben. Natürlich im Auftrag des FBI – und mit der Hoffnung, so dem Gefängnis zu entgehen.

Hummer H2, Luxus-Appartement und Privatflüge

Denn Blazer hat viel auf dem Kerbholz: Er verhalf dem Geschichtslehrer Jack Warner aus Trinidad und Tobago zur Wahl als Präsident des CONCACAF. Das Duo scheffelte in der Folge Millionen von Schmiergeldern.

Seinen Reichtum zeigte Blazer auch gerne: Er wohnte für 18'000 Dollar monatlich in einem Luxus-Appartement im Trump-Tower an der New Yorker Fifth Avenue, besass daneben zwei Wohnungen in Miami und fuhr den Riesen-SUV Hummer H2, wie Buzzfeed berichtete.

Selbstverständlich gondelte Blazer am liebsten im Privatjet durch die Welt, zum Beispiel um die Mächtigen der Politik zu treffen. Auf seinem Blog «Travels with Chuck Blazer and his Friends» zeigte er Fotos von den Treffen – zum Beispiel mit Hillary Clinton oder Nelson Mandela. Auch Putin schüttelte er die Hand, der russische Präsident habe ihn mit Karl Marx verglichen, erzählte er nach dem Treffen stolz.

Der Niedergang des infernalen Duos Blazer/Warner begann dann 2011, als die beiden Funktionäre sich im Vorfeld der Fifa-Präsidentenwahl zerstritten. Blazer soll mit Informationen über Schmiergelder den Katari Bin Hammam zum Rückzug seiner Kandidatur gebracht haben, Sepp Blatter wurde wiedergewählt.

Chuck Blazer habe verschiedene Straftaten gestanden, gaben die US-Behörden heute bekannt. Ob ihn das tatsächlich vom Gang ins Gefängnis bewahrt, wird sich erst zeigen, wenn das FBI das ganze raffinierte Konstrukt entwirrt hat, welches Blazer und seine Kumpane entworfen haben. (bih)

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