Wegen der Überschwemmungen wurden der Louvre und weitere Museen geschlossen. Uferstrassen und eine Bahnlinie blieben gesperrt. Auch Schiffe durften auf der stark angeschwollenen Seine nicht mehr fahren - betroffen davon sind sowohl die beliebten Ausflugsboote als auch Frachtschiffe. Auch mehrere Metrostationen nahe des Flusses wurden geschlossen.
Nach Angaben des Umweltministeriums wurde am Mittag bei einer Messstation ein Wasserstand von sechs Metern gemessen. Bis zum Abend wurde ein neuer Höchststand von bis zu sechseinhalb Metern erwartet. Zum Vergleich: Vor einer Woche lag der Pegelstand noch unter 1,30 Meter.
Einen vergleichbaren Wasserstand wie am Freitag hatte die Seine in Paris 1982, damals wurden 6,15 Metern gemessen. Bei der Jahrhundertflut im Jahr 1910 waren es 8,62 Meter. Der Wasserstand dürfte das gesamte Wochenende auf einem sehr hohen Niveau bleiben und erst dann langsam zurückgehen.
Wegen des Hochwassers blieben das weltberühmte Louvre-Museum und das Impressionisten-Museum Musée d'Orsay am Seine-Ufer am Freitag geschlossen: Aus Angst vor Überschwemmungen wurden in den Untergeschossen gelagerte Werke in höhere Etagen gebracht. Am Nachmittag schloss auch der für seine Ausstellungen bekannte Grand Palais als Vorsichtsmassnahme seine Pforten.
Viele Touristen reagierten enttäuscht. «Wir wollten heute in den Louvre und dann bei einer Bootstour auf der Seine zu Abend essen. Beides wurde gestrichen», sagte die US-Touristin Elle Yarborough. Zugleich zog das Schauspiel der Wassermassen, die Uferstrassen, Bootsstege und Promenaden überflutet haben, zahlreiche Schaulustige an.
Bürgermeisterin Anne Hidalgo betonte, derzeit gebe es «keine Bedrohung für die Bevölkerung». Nach Angaben des Umweltministeriums wurden aber bereits teilweise Plätze, Keller, Parkplätze und die Erdgeschosse einiger Gebäude unter anderem im schicken 16. Bezirk im Pariser Westen überflutet. Evakuierungen wurden nicht ausgeschlossen.
Sorgen bereitete aber das Schicksal von Obdachlosen, die häufig am Ufer der Seine unter Brücken schlafen. Umweltministerin Ségolène Royal sagte dem Sender France 2, sie fürchte, dass nach einem Sinken des Wasserspiegels «Opfer entdeckt werden könnten». Mitarbeiter des Rathauses versuchten Obdachlose zu überreden, von Überschwemmungen gefährdete Orte zu verlassen. Zwei Turnhallen wurden als Schlafplätze geöffnet.
Die Überschwemmungen haben auch in der Region um Paris und in der Loire-Region zu schweren Verwüstungen geführt. Am Donnerstag wurde ein Reiter im südwestlich von Paris gelegenen Evry-Grégy-sur-Yerres von den Wassermassen fortgerissen.
Die Leiche des 74-Jährigen wurde zwei Stunden später geborgen. Seit Beginn der heftigen Regenfälle am vergangenen Wochenende rückte die Feuerwehr landesweit zu 16'000 Einsätzen aus. 20'000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Frankreichs Staatschef François Hollande hat angekündigt, dass die betroffenen Gebiete bei der nächsten Kabinettssitzung am Mittwoch zu Katastrophengebieten erklärt werden soll. Das ist wichtig für eine Entschädigung der Betroffenen.