«Das Al-Frankenstein-Bild ist richtig mies»
Trump attackiert Grapsch-Senator und schweigt zum Republikaner-Grüsel

Die Welle der Sex-Vorwürfe innerhalb des US-Polit- und Show-Geschäfts reisst nicht ab. Jetzt ist der frühere «Saturday-Night-Live»-Komiker und heutiger Demokraten-Senator Al Franken (66) aufgeflogen: 2006 drangsalierte er eine Moderatorin.
Publiziert: 17.11.2017 um 06:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:55 Uhr
Wegen sexueller Belästigung: Jetzt gerät der US-Demokrat Al Franken unter Beschuss.
Foto: Twitter

Jetzt haben auch die US-Demokraten ihren Sex-Skandal: Der Senator und frühere Komiker Al Franken (66) soll die Moderatorin Leeann Tweeden (44) im Jahr 2006 belästigt haben. Vor einem gemeinsamen Auftritt vor Soldaten in Afghanistan habe er sie gegen ihren Willen geküsst, auf dem Rückflug habe er sie begrapscht, während sie schlief. Das Ex-Model veröffentlichte ein Bild, das die Szene zeigt.

US-Präsident Donald Trump (71) liess mit einer Reaktion nicht lange auf sich warten. Auf Twitter teilt er gegen seinen politischen Gegner aus und nennt ihn, ohne mit Häme zu sparen, «Al Frankenstein»: «Das Bild ist richtig mies, spricht tausend Worte. Wohin gehen seine Hände in den Bildern 2, 3, 4, 5 & 6, während sie schläft?»

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In einem zweiten Tweet doppelt Trump nach: Er spricht einen geschmacklosen Witz von Al Franken an, als dieser 1995 als Autor für die Comedy-Show «Saturday Night Live» tätig war. Franken schlug damals einen Sketch vor, in dem er eine Reporterin mit Pillen ruhigstellt und sie dann in einem Schrank vergewaltigt.

Republikaner verging sich an 14-Jähriger

Wie seine Anhänger ist Trump rasch mit einer Verurteilung zu Stelle, wenn es um sexuelle Übergriffe von Demokraten geht – bei Republikanern ist er deutlich zurückhaltender. Noch immer schweigt der Präsident zu den Vorwürfen gegen den republikanischen Senatskandidat Roy Moore.

Neun Frauen beschuldigen Moore, dass er als gut dreissigjähriger Mann an Mädchen und jungen Frauen vergriffen haben soll. Vor einer Woche hatte die «Washington Post» den ersten Fall publik gemacht, wonach er ein 14-jähriges Mädchen begrapscht haben soll.

Dazu gab es von Trump kein Wort. Könnte es damit zu tun haben, dass Präsident selbst ist weitem kein unbeschriebenes Blatt ist? Mindestens 15 Frauen beschuldigen ihn der sexuellen Belästigung, seine Ex-Frau Ivana sagte, er habe sie während der Ehe vergewaltigt. Kurz vor seiner Wahl tauchte ein Video auf, in dem Trump bei einem Reporter mit seinen Übergriffen prahlt: «Du musst ihnen einfach zwischen die Beine greifen» («Grab em by the pussy»). Wenn man berühmt sei, würden Frauen das einfach zulassen.

Einzig Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, der Präsident sei der Meinung, dass die Menschen in Alabama entscheiden müssten, wer sie im Senat vertreten solle. Trump halte die Anschuldigungen gegen Moore für «beunruhigend».

Bei Kuss-Szene belästigt

Dem Demokrat Franken, der sich vor seiner Zeit im Kongress als Radiomoderator und Mitglied der Comedysendung «Saturday Night Live» einen Namen gemacht hatte, könnten die Vorwürfe politisch gefährlich werden. Der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, forderte eine Untersuchung des Ethikausschusses.

Auch sein demokratischer Amtskollege Chuck Schumer sagte, das Komitee müsse die Anschuldigungen gegen Franken überprüfen. Franken erklärte sich zu einer solchen Untersuchung bereit. Er wurde 2008 für die Demokraten in den Senat gewählt.

Leeann Tweeden schilderte am Donnerstag, wie sie von Franken bei einer von ihm gewünschten Probe für eine Kuss-Szene belästigt worden sei. Er habe darauf bestanden, den Kuss zu üben. Sie habe sich dabei unwohl gefühlt. Franken habe sich ihr schliesslich genähert und ihr seine Zunge in den Mund gesteckt.

Auf dem Heimflug von Afghanistan habe er ihr zudem - für ein Foto posierend - an die Brust gefasst, als sie geschlafen habe. Tweeden veröffentlichte das Bild. Sie trägt darauf eine schusssichere Weste, ihre Augen sind geschlossen. Franken schaut in die Kamera und lacht. Seine Hände sind ausgestreckt, als ob er ihre Brüste begrapscht.

Al Franken sagt sorry

Der Senator reagierte gegenüber der «Washington Post» zunächst zurückhaltend auf die Vorwürfe. «Ich erinnere mich an die Probe für den Sketch sicherlich nicht in dieser Weise. Aber ich sende meine tiefste Entschuldigung an Leeanne. Es sollte witzig sein, aber das war es nicht. Ich hätte das nicht tun sollen», erklärte er.

In einer später veröffentlichten Stellungnahme entschuldigte er sich ausführlicher. Wenn er sich das Bild heute anschaue, sei er von sich selbst angewidert. «Es ist nicht lustig. Es ist vollkommen unangemessen. Es ist offensichtlich, wie Leeann sich durch das Foto verletzt fühlen konnte.» Tweeden sagte, sie akzeptiere die Entschuldigung, aber Franken hätte diese früher aussprechen können.

In den vergangenen Wochen sind in den USA mehrere Fälle von sexueller Belästigung durch Prominente öffentlich geworden. Die Welle von Enthüllungen war dadurch losgetreten worden, dass zahlreiche Schauspielerinnen Vorwürfe gegen den Produzenten Harvey Weinstein und andere Filmschaffende erhoben. (rey/SDA)

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