Mit Pauken und Trompeten wurde am Donnerstag die neueste militärische Errungenschaft des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un (39) vorgestellt: das atomwaffenfähige U-Boot Nummer 841 «Hero Kim Kun Ok». Das U-Boot werde seinen «Kampfauftrag als eines der Kernstücke der offensiven Unter-Wasser-Trägermittel» erfüllen, wurde Machthaber Kim am Freitag von den staatlich kontrollierten Medien zitiert.
Es ist nicht die erste militärische Neuheit, die Kim in diesem Jahr vorstellt. Seit Beginn des Jahres wurden mehrere grosse Raketentests durchgeführt. Laut dem Bericht «World Military Expenditures and Arms Transfers» des US-Aussenministeriums aus dem Jahr 2021 gab Nordkorea im Jahr 2019 möglicherweise rund vier Milliarden US-Dollar für die Verteidigung aus, was 26 Prozent seines geschätzten Bruttoinlandsprodukts entspräche und den höchsten Anteil unter den 170 untersuchten Ländern darstellt.
Militär kriegt Geld, die Bevölkerung leidet
Dem Bericht zufolge wird Nordkoreas Waffenentwicklung nach sowjetischem Vorbild vorangetrieben. Das heisst: Die Parteiführung rund um Kim hat die volle Kontrolle über die Rüstungsindustrie und die Menge an Geld, die in den Sektor gepumpt wird. Das heisst wiederum: Weil es dem nordkoreanischen Machthaber so wichtig ist, militärisch stark dazustehen, leidet der Rest der Wirtschaft des Landes.
Was dazu führt, dass die Menschen im Land zu kurz kommen. Die nordkoreanische Bevölkerung kämpft gegen eine Hungersnot, die bereits viele Menschen das Leben gekostet hat, wie «BBC» berichtet. Die Mangellage hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie drastisch verschlechtert. Die geschlossenen Grenzen verhindern nicht nur Menschen den Eintritt, sondern auch Nahrungsmitteln und anderen wichtigen Importen. Zusätzlich mussten auch Hilfsorganisationen und Diplomaten das Land verlassen.
Doch statt seiner Bevölkerung zu helfen, vergrössert Kim lieber das Militär-Budget. Denn: Nordkoreanische Beamte haben das Jahr 2023 als ein entscheidendes Jahr für die Verwirklichung von Kims militärisch-wirtschaftlichen Zielen bezeichnet, die in einem Fünfjahresplan bis 2025 festgelegt sind, so «Defense News».
Hungersnot macht vor Militär nicht halt
Der Grund für Kims drastisches Aufrüsten: Er möchte ein Zeichen an die USA und deren Verbündete senden. Als Antwort auf die stärkere Verteidigungskooperation der USA mit Südkorea und Japan hat Kim Ende August eine weitere Aufrüstung mit taktischen Atomwaffen angekündigt. «Er möchte endlich als Atommacht ernstgenommen werden», wie Nordkorea-Experte Hanns-Günther Hilpert von der Stiftung Wissenschaft und Politik gegenüber Blick erklärt.
Was bei dem ganzen Pomp, den Kim für sein Militär veranstaltet, vergessen geht: Die Hungersnot macht auch vor dem Militär keinen Halt. Dadurch hat die prekäre humanitäre Lage auch Einfluss auf die militärischen Fähigkeiten des Landes, so Hilpert. «Durch die Unterernährung sind die nordkoreanischen Soldaten sehr klein und schwach. Da bringen auch die besten Waffen nichts, wenn das Personal zu schwach ist, um sie zu bedienen.»