Ein Mann blickt verwirrt, fast ängstlich in die Lichtkegel von Taschenlampen, Strohhalme hängen in seinen Haaren. Es ist der Moment, in dem Angehörige den seit 27 Jahren vermissten Omar Bin Omran finden – im Stall seines Nachbarn. Das Video wird derzeit im Netz geteilt.
Mit 17 Jahren verschwand Bin Omran in der algerischen Stadt Djelfa spurlos, seine Familie glaubte, er sei im Bürgerkrieg ums Leben gekommen. Dabei war der junge Mann nur 200 Meter entfernt.
61-jähriger Nachbar verhaftet
Laut «El Khabar» wurde Omar am 12. Mai von einer Suchtruppe in einem Schafstall aufgespürt. Der heute 45-Jährige war unter Heu- und Strohballen versteckt.
Ein 61-jähriger Mann befindet sich in Polizeigewahrsam. Er versuchte zu fliehen, wurde aber schnell eingeholt und dingfest gemacht.
Den Fund möglich gemacht hatte offenbar eine Erbstreitigkeit in der Familie des Nachbarn. Die Polizei erhielt einen anonymen Tipp, dass sich der Vermisste auf dem Hof des 61-Jährigen befinde.
Mutter starb, ohne zu wissen, dass ihr Sohn nur 200 Meter entfernt war
Ein Verwandter von Omar Bin Omran schreibt auf Facebook: «Gott sei Dank wurde mein Cousin gefunden. Bin Imran Omar ist nach 26 Jahren des Verschwindens bei guter Gesundheit. Wir warten auf Details des Falls und die Ermittlungen.»
Ein Nachbar des entführten Mannes erzählte dem algerischen Fernsehsender Bilad: «Seine arme Mutter starb, während er in Gefangenschaft war, ohne zu wissen, was mit ihm passiert war, ohne zu wissen, dass er die ganze Zeit direkt neben ihr war.»
Die Staatsanwaltschaft in Djelfa teilt mit, dem 45-Jährigen psychologische Betreuung zukommen zu lassen. Die Umstände seines Aufenthalts auf dem Hof des Nachbarn würden nun ermittelt und der «Täter dieses abscheulichen Verbrechens» werde streng bestraft. Offenbar gab Omar Bin Omran nach seiner Befreiung an, er sei wegen eines Zauberspruchs nicht in der Lage gewesen, um Hilfe zu rufen.