Schweizer Ringer (21) in Belarus verhaftet
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Bei Protesten festgenommen:Schweizer (20) in Belarus festgenommen

Unruhen nach umstrittener Wahl
Schweizer Ringer (21) in Belarus verhaftet

In Belarus herrscht Ausnahmezustand. Nach einer umstrittenen Wahl sind landesweite Proteste ausgebrochen. Hunderte werden festgenommen. Und mittendrin: der Walliser Ringer Tanguy Darbellay (21).
Publiziert: 12.08.2020 um 16:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2020 um 12:01 Uhr
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Der Walliser Tanguy Darbellay (21) wanderte vor knapp einem Jahr nach Belarus aus.
Foto: Facebook

Er hatte sich gerade erst eingelebt. Sein privates und sportliches Glück in Belarus gefunden. Jetzt steckt der Schweizer Ringer Tanguy Darbellay (21) mitten in den Unruhen von Belarus. Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl von Alexander Lukaschenko (65) kam es im ganzen Land zu Protesten.

Während Tausende auf die Strasse gehen, greift die Regierung hart durch. Proteste werden niedergeschlagen, Menschen weggesperrt. Einfach so. Genau das passierte auch dem ausgewanderten Walliser.

Erst vor elf Monaten war der Elite-Schweizermeister (80 kg) für seine Leidenschaft, das Ringen, nach Minsk, in die Hauptstadt von Belarus gezogen. Er wollte es im Ausland schaffen. Lernte dafür Russisch, lernte die Belarussin Alexandra kennen und lieben.

EDA hat sich eingeschaltet

Doch nun wurde das Paar getrennt. Der Schwager von Darbellay hat mit Alexandra gesprochen und sagt zu «20 Minuten»: «Sie erzählte uns, dass sie beide nur etwas essen gehen wollten, als Sicherheitskräfte herangestürmt kamen und Passanten einfach mitnahmen.» Die Einsatzkräfte schnappten sich nur den kräftigen Walliser, nicht aber seine Freundin. Seitdem haben weder sie noch seine Familie von Tanguy Darbellay gehört.

Das Aussendepartement (EDA) in Bern verfolgt den Fall nach eigenen Angaben «mit hoher Dringlichkeit». Das EDA stehe mit den weissrussischen Behörden wie auch mit den Angehörigen des Verhafteten in Kontakt, heisst es in einer Stellungnahme des EDA vom Mittwoch. Es reagierte damit auf einen Bericht des «SRF» vom Vorabend über die Verhaftung in Belarus.

Staatssekretärin Krystyna Marty Lang habe den Fall am Dienstag mit dem belarussischen Vize-Aussenminister Oleg Krawtschenko thematisiert. Auf die Umstände der Verhaftung und die Haftbedingungen ging das EDA nicht ein.

Demonstranten errichteten Barrikaden

Dass sich die Lage in Belarus entspannt, ist unwahrscheinlich. Die Situation ist angespannt. Alexander Lukaschenko (65) ist bereits seit 26 Jahren im Amt und klammert sich an seine Macht. Er drohte mehrfach mit dem Einsatz von Militär. Insgesamt wurden mehr als 5000 Menschen festgenommen.

Hunderte Menschen beteiligten sich in mehreren Städten an den Protesten. In Minsk zogen grössere und kleinere Gruppen durch die Strassen. Die Polizei versuchte, die Menge zu zerstreuen. Dabei kam es erneut zu Zusammenstössen. Es sollen auch Gummigeschosse abgefeuert worden sein. Zu sehen war, wie Blendgranaten abgefeuert wurden. In Minsk errichteten Demonstranten Barrikaden.

Kritikerin musste nach Litauen flüchten

Die Lukaschenko-Gegnerin in der Präsidentschaftswahl, Swetlana Tichanowskaja (37), musste unterdessen nach Litauen flüchten. Die politisch unerfahrene Fremdsprachenlehrerin war im Juli als Kandidatin bei der Wahl in der autoritären Ex-Sowjetrepublik registriert worden.

Sie war anstelle ihres inhaftierten Ehemannes angetreten. Sergej Tichanowski (41) ist ein bekannter Blogger, der im Internet offen Korruption und Missstände unter Staatschef Alexander Lukaschenko (65) kritisiert. Seine Frau wurde zur Hoffnungsträgerin der Opposition. Ihre minderjährigen Kinder brachte Tichanowskaja schon vor einiger Zeit ins Ausland.

Tichanowskajas Mitstreiterin Veronika Zepkalo forderte den Westen auf, die 37-Jährige als Präsidentin anzuerkennen. Wahlen in Belarus waren bislang in der Regel entweder ohne Gegenkandidaten oder manipuliert. (jmh/SDA)

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