Jeden Monat verlassen laut UNO fast 5000 Menschen das Land im Nordosten Afrikas. Sie würden die Staatengemeinschaft dazu zwingen, die schweren Menschenrechtsverstösse in Eritrea nicht mehr übersehen zu können, sagte der Präsident der UNO-Untersuchungskommission für Eritrea, Mike Smith, am Mittwoch in Genf.
Länder wie die Schweiz, in welche Eritreer flüchten, müssten diesen Menschen weiter Schutz gewähren. Bei einer Rückkehr drohe den Eritreern, bestraft zu werden für das unerlaubte Verlassen des Landes.
Wer glaube, Eritreerinnen und Eritreer würden ihrer Heimat nur aus wirtschaftlichen Gründen den Rücken kehren, missachte die schlechte Menschenrechtslage in dem Land, warnte Smith. Das ans Rote Meer grenzende Eritrea sei ein totalitärer Staat, der seine Bevölkerung mit einem grossen Überwachungssystem unterdrücke.
In den Haftanstalten werde viel gefoltert. Die Regierung sei verantwortlich für Massenhinrichtungen, sexuelle Ausbeutung und Zwangsarbeit. Die jungen Eritreer würden zudem zu einem zeitlich unbegrenzten Militärdienst gezwungen, hiess es in dem UNO-Bericht, den Smith in Genf dem UNO-Menschenrechtsrat vorstellte.
Eritreer stellen nach den Syrern die zweitgrösste Gruppe von Menschen, welche übers Mittelmeer fliehen. Ende 2014 hatte die UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR weltweit 417'000 eritreische Flüchtlinge gezählt.
In der Schweiz hatten im vergangenen Jahr gegen 7000 Eritreer Asyl beantragt, nahezu ein Drittel aller Asylanträge. Damit steht Eritrea in der Schweiz an der Spitze der Herkunftsländer der Asylbewerber. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der eritreischen Asylbewerber um 170 Prozent an, wie Zahlen des Staatssekretariats für für Migration zeigen.
Vorwürfe der eritreischen Führung, die Arbeit der UNO-Untersuchungskommission sei politisch motiviert und werde von Asylbewerbern missbraucht, wies Smith vor den Medien zurück. Weil Eritrea nicht zu einer Zusammenarbeit bereit war, mussten die UNO-Experten sich auf Aussagen von geflohenen Personen abstützen.
Sie befragten in acht Ländern 550 Personen aus Eritrea und erhielten 160 schriftliche Erklärungen. Diese Zeugenaussagen seien derart übereinstimmend, dass er «absolut überzeugt» sei, dass die beschriebene Situation der Realität entspreche, sagte Smith.