Die UNHCR-Sprecherin Cécile Pouilly sagte, die Dunkelziffer sei weit höher. Viele Opfer schwiegen aus Scham, Furcht und Angst vor Diskriminierung, Vergeltung und Stigmatisierung. Besonders besorgniserregend sei die Lage in den völlig überfüllten Lagern Moria auf Lesbos und Vathy auf Samos. Dort gebe es etwa 5500 Flüchtlinge, das Doppelte der Aufnahmekapazität.
Die dortigen Duschräume und Toiletten seien für Frauen und Kinder nach Einbruch der Dunkelheit «No-Go-Zonen». Aber auch tagsüber könne es dort gefährlich werden.
Frau duschte aus Angst zwei Monate nicht
In Moria habe eine Frau berichtet, dass sie aus Furcht überfallen zu werden, zwei Monate lang nicht geduscht habe. Das Behördenpersonal in Moria - 30 Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter - sei in drei Zimmern zusammengepfercht. Untersuchungen und Bewertungen fänden unter diesen Umständen mit wenig oder gar keiner Privatsphäre statt.
Die Uno-Einrichtung forderte die griechische Regierung auf, grössere Anstrengungen zu unternehmen, um die Lagerbevölkerung zu verringern, die sanitären Anlagen besser zu beleuchten und die Polizeipräsenz zu erhöhen. Frauen dürften nicht gezwungen werden, auf engstem Raum mit unbekannten Männern zusammenzuleben.
Die griechische Einwanderungsbehörde verzeichnete 2017 nach eigenen Angaben 58'661 Asylanträge. Damit war Griechenland mit seinen elf Millionen Einwohnern der Behörde zufolge der Staat in Europa mit den meisten Asylsuchenden pro Kopf. (SDA)