Die Staatsanwaltschaft habe nicht mit hinreichender Sicherheit bewiesen, dass Gibril Massaquoi während des liberianischen Bürgerkriegs die ihm zur Last gelegten Verbrechen wie Vergewaltigungen, Morde und die Rekrutierung von Kindersoldaten begangen habe, urteilte das Gericht am Freitag.
Der 52-jährige Massaquoi lebte seit 2008 in Finnland. Dort wurde er im März 2020 festgenommen, nachdem eine Menschenrechtsgruppe gegen ihn mobil gemacht hatte.
Massaquois Verteidigung wies während des Prozesses auf eine Reihe von Ungereimtheiten und Widersprüchen in Zeugenaussagen über die Gräueltaten hin. Sie argumentierte zudem, dass er sich zur Tatzeit nicht in Liberia aufgehalten habe - unter anderem, weil er in Sierra Leone unter Uno-Hausarrest stand.
Das Gericht hielt es nun für möglich, dass Massaquoi nicht der von den Zeugen beschriebene Täter war. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben noch nicht entschieden, ob sie gegen das Urteil in Berufung gehen wird.
Während der beiden Bürgerkriege in Liberia zwischen 1989 und 1996 sowie zwischen 1999 und 2003 waren etwa 250'000 Menschen getötet worden. Nur wenige Menschen mussten sich für die Kriegsverbrechen in Liberia bisher vor Gericht verantworten.
Massaquoi hatte 2003 vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag in einem Prozess um Verbrechen während des Bürgerkriegs in Sierra Leone ausgesagt. Im Gegenzug für seine Aussage erhielt der ehemalige Rebellenführer Immunität für seine Rolle in dem dortigen Konflikt. Für die Verbrechen, derer er im Nachbarland Liberia beschuldigt wurde, galt die Straffreiheit aber nicht.
(SDA)