«Dieser Angriff ist mehr als eine Kultur-Tragödie - dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und Konflikte im Irak schürt», begründete die Generaldirektorin der UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur ihre Forderung.
Sie verurteilte die systematische Zerstörung irakischen Kulturguts als «gezielten Angriff auf die Jahrtausende alte Geschichte und Kultur des Iraks», ebenso wie als «Anstacheln zu Gewalt und Hass».
Die IS hatte im Norden des Iraks einzigartige Kulturgüter aus altorientalischer Zeit zerstört. Darunter ist eine assyrische Türhüterfigur, die mehr als 2600 Jahre alt ist. Ein Internetvideo der Extremisten zeigt, wie IS-Anhänger im Museum der Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive bedeutende Bildwerke aus der Antike zertrümmern. Auch Quellen vor Ort berichteten von der Zerstörung.
Experten bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich bei vielen der zerstörten Stücke um Originale handelt. Die Türhüterfigur sei eine «Ikone der altorientalischen Bildkunst», sagte Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin, am Donnerstag.
«Das ist so, als würde jemand die Sphinx in Ägypten zerstören.» Der Verlust sei eine Katastrophe. Die sunnitischen Extremisten zerstörten die Figur mit einem Presslufthammer.
Unter den zerstörten Kulturgütern sind auch zahlreiche weitere assyrische Statuen, teilweise grösser als ein Mensch. Der etwa fünf Minuten lange Film zeigt, wie Islamisten im Museum in der IS-Hochburg Mossul mit grossen Hämmern auf die Stücke einschlagen oder sie umstürzen, so dass sie zu Bruch gehen.
In dem Video erklärt ein IS-Anhänger, die Statuen hätten Assyrern und anderen Völkern der Vielgötterei gedient. Auch der Prophet Mohammed habe alle Götzenfiguren zerstört, als er nach Mekka gekommen sei. Der IS beruft sich dabei auf eine Interpretation des Islams, die die bildliche Darstellung von Menschen und Gott verbietet.
Der Fall erinnert an die Buddha-Statuen von Bamian, die den Taliban in Afghanistan zum Opfer fielen. Am kommenden Sonntag vor genau 14 Jahren begann das damals in Kabul herrschende radikalislamische Regime damit, die beiden 38 und 55 Meter hohen Statuen aus dem 6. Jahrhundert zerstören zu lassen.
Auch weltweite Proteste konnten die Taliban nicht stoppen. Die Unesco erklärte die Überreste der Buddhas 2003 zum Weltkulturerbe. Die Statuen wurden nicht wiederaufgebaut.