Und warum das so wichtig ist für uns
Wie steht es um China?

«Die ganze Welt wird es zu spüren bekommen, wenn das chinesische Wachstum lahmt», warnt der langjährige China-Korrespondent Urs Schoettli. Wir sind nämlich viel stärker vom Drachen abhängig, als uns lieb ist.
Publiziert: 13.08.2015 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:37 Uhr
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Shoppingfreudige Chinesen in Shanghai.
Foto: KEYSTONE
Von Philipp Albrecht und Ulrich Rotzinger

China hat alle überrumpelt. Und das gleich dreimal. Am Dienstag, Mittwoch und am Donnerstag hat Peking seine Währung, den Yuan, abgewertet (siehe Box). Das löste eine globale Schockwelle aus. Vielen führt das wieder mal vor Augen: Wir sind viel stärker vom Drachen abhängig, als uns lieb ist.

Turbo-Wachstum

Egal in welchem Land: Wenn die Wirtschaft jährlich drei Prozent wächst, ist das ein Grund zum Jubeln. In China ist man sich anderes gewohnt. Zwischen 7 und 14 Prozent waren in der letzten Dekade die Regel. Michael Bolliger, Leiter Anlagestrategie für Schwellenländer bei der UBS, sagt: «Die Wirtschaftsleistung von China beträgt elf Billionen Dollar und ist somit 16-mal grösser als jene der Schweiz.» 2010 war sie noch halb so hoch.

Für dieses Jahr droht ein Miniwachstum von fünf Prozent, was die Weltwirtschaft in Schrecken versetzt. «Die ganze Welt wird es zu spüren bekommen, wenn das chinesische Wachstum lahmt», warnt der langjährige China-Korrespondent Urs Schoettli.

60 Prozent des weltweiten Zements wird im Reich der Mitte verbaut. Ein Drittel der global produzierten Autos werden nach China geliefert. «Die Dimensionen sind so gigantisch, dass der Einfluss auf die ganze Zuliefererkette riesig ist», sagt Kurt Haerri, bis 2014 Präsident der Handelskammer Schweiz-China.

Mega-Fabrik

China produziert alles zu Tiefstpreisen. Ohne Rücksicht auf die Arbeiter. «Die Chinesen haben das produziert, was die Welt wollte, und sie haben zu den Preisen geliefert, die den Menschen passten», stellt China-Kenner Schoettli fest. Für Felix Sutter, Asien-Experte bei der Beratungsfirma PwC, ist China «die Werkstätte der Welt». Benötigt wird vor allem Öl, Eisenerz, Kohle und Kupfer. Wenn China plötzlich weniger braucht, zittern die Förderländer, allen voran Australien.

Kaum eine international tätige Firma kann sich erlauben, auf China zu verzichten: «Wenn Sie dort nicht dabei sind, sind Sie auch global nicht mehr wettbewerbsfähig», erklärt Haerri.

Tourismus-Maschine

Chinesische Touristen sind Shopping-Weltmeister mit einer Vorliebe für Parfums, Schmuck und Uhren. Laut der Welt-Tourismusorganisation der Uno gaben sie für Reisen zuletzt 165 Milliarden Dollar aus – 62 Prozent mehr als noch 2012. Chinas Reiseanbieter haben allein 120 000 Touren durch Europa in ihrem Angebot. Derzeit reisen jährlich 120 Millionen Chinesen ins Ausland. «Diese Zahl wird deutlich anwachsen», sagt Christian Laesser, Tourismusexperte der HSG St. Gallen. In fünf Jahren sollen bereits 200 Millionen Chinesen auf Reisen gehen. «Der Einfluss der Yuan-Abwertung wird sich auf das Reiseverhalten der Chinesen in Grenzen halten, da China damit wieder mehr Wirtschaftswachstum generieren wird», glaubt Laesser.

Europa müsste sich eher Gedanken machen, wie es die wachsenden chinesischen Touristenströme künftig ökonomisch geschickt lenken will.

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