Gleich mit zwei Messern ging Khalid Masood (†52), der Attentäter von London, gestern auf den unbewaffneten Polizisten Keith Palmer (†48) los. Palmer, der Dienst am Tor zum Parlamentsgebäude hat, versucht den Angreifer mit allen Mitteln aufzuhalten. Vergeblich.
Denn die Mittel, die dem Polizeibeamten zur Verfügung stehen, sind mehr als begrenzt. Mit seinem Schlagstock hat er dem bewaffneten Angreifer nicht viel entgegenzusetzen.
Palmer bezahlt seinen Einsatz mit dem Leben. Auch der britische Staatssekretär Tobias Ellwood (51), der dem verletzten Polizisten zu Hilfe eilt, kann ihn nicht mehr retten (BLICK berichtete). Der Familienvater erliegt im Spital seinen Verletzungen.
«Dieser Mut ist bemerkenswert»
Erst nachdem der Täter auf Palmer eingestochen hat, können zwei andere Polizisten in Zivil den Angreifer ausser Gefecht setzen. Zwei weitere Polizisten werden bereits beim Angriff auf der Brücke schwer verletzt.
In den britischen Medien wird neben Ellwood auch der gefallene Palmer als Held gefeiert. Augenzeugen berichten, dass der Beamte mit «seinem mutigen Einsatz» noch Schlimmeres verhindert habe.
Auf Twitter schreibt einer, der den Angriff hautnah miterlebte: «Woran wir uns erinnern müssen, ist Folgendes: Wir haben einen unbewaffneten Polizisten gesehen, der sich mutig auf einen bösen Mann geworfen hat, um ihn zu überwältigen. Dieser Mut ist bemerkenswert.»
Auch die britische Premierministerin Theresa May ehrt Palmer: «Er war Held mit Haut und Haaren. Seine Taten werden wir nie vergessen», sagt May in ihrer ersten Rede vor dem Parlament nach der Attacke.
Schlagstock gegen Schusswaffe
Andere dagegen fragen sich: War das Opfer von Palmer überhaupt nötig? Wieso trug der Polizist – immerhin zum Schutz des britischen Parlaments und der Botschaften beordert – keine Waffe, um sich gegen potenzielle Angreifer zu wehren?
Die Antwort darauf ist im Polizeisystem Grossbritanniens und dessen Waffengesetzen zu finden. Traditionsgemäss tragen britische Polizisten, die Bobbys, keine Schusswaffen, sondern Schlagstöcke.
Nur Sondereinheiten wie das Flughafen-Sicherheitspersonal oder der legendäre Londoner Flying Squad, der für die Bekämpfung von schwerer, organisierter Kriminalität zuständig ist, sind bewaffnet. Auch die beiden Beamten, die den Attentäter erschossen haben, dürften zu einer Sondereinheit gehören.
Nur ein Drittel der Beamten trägt Waffen
Der Tod von Keith Palmer dürfte die Diskussion um die waffenlosen Bobbys in Grossbritannien wieder anheizen. Nach den Anschlägen in Paris und Brüssel schoss das Thema in der politischen Agenda weit nach oben.
Im vergangenen Jahr reagierte die Londoner Polizei auf die zunehmende Bedrohung, indem sie die Zahl der Beamten, die Schusswaffen benutzen können, um rund ein Drittel auf insgesamt 2800 Polizisten erhöhte. Die Sicherheitskräfte, die sonst unbewaffnet in der Stadt im Einsatz sind, sollten mit Schusswaffen besser auf terroristische Angriffe reagieren können, so die Erklärung damals. (gr)