Umzug ins All als einzige Lösung
Stephen Hawking gibt der Erde nur noch 600 Jahre

Star-Wissenschaftler Stephen Hawking (75) ist überzeugt: Spätestens in 600 Jahren ist Schluss mit Leben auf der Erde. Doch was kommt dann?
Publiziert: 10.11.2017 um 13:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:00 Uhr
Ein glühender Ball: So stellt sich Hawking die Erde im Jahr 2600 vor.
Foto: Getty Images

Für Stephen Hawking (75) ist der Weltuntergang nur eine Frage der Zeit. Der Astrophysiker, der als einer der intelligentesten Menschen weltweit gilt, ist überzeugt, dass die Erde – zumindest so, wie wir sie kennen – spätestens in 600 Jahren der Vergangenheit angehört. Dieses Apokalypsen-Szenario präsentierte er vor wenigen Tagen an einer grossen Wissenschaftstagung in Peking.

Stephen Hawking (75) gilt als einer der schlausten Köpfe der Welt.
Foto: WireImage

Hawking wandte sich in einer vorbereiteten Videobotschaft an die Teilnehmenden. 2022 werde er 80 Jahre alt, sagte er. Während seiner Lebenszeit habe sich die Bevölkerung bis dahin vervierfacht. «Dieses exponentielle Wachstum kann nicht bis ins nächste Jahrtausend weitergehen», ist das auf einen Rollstuhl und eine Sprachsoftware angewiesene Superhirn überzeugt.

«Bis 2600 würde die Weltbevölkerung Schulter an Schulter stehen» und der Energiebedarf würde den Planeten «zum Glühen bringen». Die Worte Hawkings untermalte eine Animation, die zeigt, wie die Erde sich in einen lodernden Feuerball verwandelt.

Auf der Suche nach Investoren

Es war ein hollywoodreif inszenierter Auftritt mit Hintergedanken. Hawking ist an einem ambitionierten Forschungsprojekt namens Breakthrough Starshot beteiligt, dessen Start vom russischen Milliardär Juri Milner finanziert und das unter anderem auch von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg unterstützt wird.

Die Vision: Mit Laserstrahlen soll ein Lichtsegel ein Mini-Raumschiff ins All beamen.

Was ihnen vorschwebt, ist buchstäblich abgespact: Per Laserstrahlen und Lichtsegel soll ein Nano-Raumschiff ins All gebeamt werden. So wäre es für Menschen möglich, glaubt Hawking, den Mars innerhalb nur eines Tages und das Sternsystem Alpha Centauri in «nur» 20 Jahren zu erreichen. Zum Vergleich: Mit einem gewöhnlichen Space-Shuttle würde die Reise dorthin über 30'000 Jahre dauern.

Expansion ins All entscheide über Zukunft der Menschheit

Hawking ist sich sicher: Das Umziehen auf das benachbarte Sternsystem wäre der beste Weg, um «Armageddon» zu verhindern. Die Entdeckung von Lebensraum im Weltraum vergleicht der Astrophysiker in seiner Rede in Peking mit der Entdeckung Amerikas durch Seefahrer Kolumbus.

Die Expansion ins All werde «die Zukunft der menschlichen Rasse komplett ändern und vielleicht entscheiden, ob wir überhaupt eine Zukunft haben», sagte Hawking.

«Zuerst die Probleme lösen, statt mit ihnen davonrennen»

Nicht ganz so schwarz malt Astrophysiker Ben Moore von der Uni Zürich. Zwar ist auch er sich sicher, dass die Erde irgendwann Geschichte ist – und mit ihr das Leben auf ihr. Das sei der Fall, wenn die Sonne erlösche – was allerdings erst in ein paar Milliarden Jahren passieren werde.

Moore ist zudem skeptisch, was Hawkings Plan zur Rettung der Menschheit anbelangt. Dessen Argument, man müsse extraterrestrisches Leben erforschen, um der Zerstörung der Erde durch die Menschheit zu entkommen, sei unlogisch, meint Moore. «Warum wollen wir von der Zerstörung durch Menschen wegkommen, wenn wir sie dann mitnehmen? Ich plädiere viel eher dafür, die Probleme wie beispielsweise die Umweltverschmutzung zu lösen, statt mit ihnen davonzurennen», sagt der Wissenschaftler zu BLICK. «Lass uns das zuerst angehen, Mr. Hawking!»

Aktuell sei schwierig zu sagen, wo der beste Platz für Menschen ausserhalb des Sonnensystems ist. «Wir müssen uns zum jetzigen Zeitpunkt aber auch gar noch nicht entscheiden.» So dauere es noch mindestens mehrere Hundert Jahre, bis ein Raumschiff entwickelt sei, mit dem man solche Distanzen überhaupt zurücklegen könnte. «Bis dahin werden wir andere Welten kartographiert und ideale Orte studiert haben.»

Hawking warnt auch vor künstlicher Intelligenz

Stephen Hawking sorgte bei seinem Auftritt in Peking nicht zum ersten Mal mit düsteren Zukunftsszenarien für Aufsehen. An einer weiteren Konferenz hatte er diese Woche in Lissabon vor den Gefahren künstlicher Intelligenz gewarnt. Diese könne beispielsweise für die Entwicklung autonomer Waffensysteme gebraucht werden oder zum Kollaps der Weltwirtschaft führen.

Wie in Peking betonte Hawking aber auch in seiner Rede in Portugal: «Ich bin Optimist.» Ob man es ihm so recht glauben mag? (lha)

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