Die Blitz-Liebe begann mit einem vorsichtigen Flirt. Basierend auf OECD-Zahlen berichtete die Internetausgabe der renommierten Zeitung «Die Welt», dass Baden-Württemberg und Bayern «besser zur Schweiz als zu Deutschland passen» (Blick.ch berichtete).
Zehn Tage später funkt es schon gehörig. «Die Gedankenspiele über zwei neue Kantone für die Schweiz stossen auf grosse Resonanz», titelt heute die «Schwäbische Zeitung». Das Ergebnis ihrer Umfrage ist eindeutig. Die Süddeutschen haben genug von ihrem Mitbürgern im Norden und Osten. Sie warten auf unser «Ja, ich will».
Die Schwaben überlegen sich detailliert, wie die Scheidung ablaufen könnte. Es gibt, so die «Schwäbische Zeitung» ein «kleines Hindernis»: «Das ist der Artikel 20 des deutschen Grundgesetzes: Der Austritt einzelner Länder aus der Bundesrepublik ist da nicht vorgesehen.»
Doch wo ein Wille ist, ist ein Weg. Und wenn es darum geht, die Braut zu überzeugen, stellt man sein Licht nicht unter den Scheffel. Das beste Argument der Schwaben: «Die vergrösserte Schweiz hätte schlagartig eine auf europäischer Ebene furchterregende Wirtschaftsleistung.»
Zum Beispiel, weil sie 18,5, ja sogar 30 Millionen Einwohner (mit Bayern) hätte. Schon «Die Welt» kam ausgehend von den OECD-Zahlen zum Schluss: «Kaum Arbeitslose, hohe Löhne, niedrige Mordraten.
Die Lebensqualität in Bayern und Baden-Württemberg kommt der Schweiz nah – mit Nord- oder Ostdeutschland ist der Süden kaum vergleichbar.»
Der zurückbleibende Teil von Deutschland wäre der grosse Velierer. Also auch Peer Steinbrück (ein geborener Hamburger), der sich gegenüber der Schweiz immer wieder als Grosskotz profiliert hat. Die «Schwäbische Zeitung» ist überzeugt: «Für den deutschen Rest würde es zappenduster aussehen, wenn die Südländer sich für Rösti entschieden.»
Ein Schwabe meint: «Bin dabei, wenn i weider schwäbisch schwätze derf!»
Aus schweizerischer Sicht kein Problem. Denn Sprachenvielfalt ist für uns Alltag: Schliesslich haben wir das Französisch, das Italienisch, das Rätoromanisch und unser Schwiizerdütsch – den Dialekt, den wir so viel lieber sprechen als das Schriftdeutsch, das den nördlichen Teil unseres Nachbarn geprägt hat.
Der grosse Kanton beginnt zu zerfallen. Wir freuen uns, dass wir neuerdings wieder ein begehrter Bräutigam sind. Und wir fiebern der Volksabstimmung entgegen, bei der es um die Spätzle-Röschti-Heirat geht.
Habt Ihr es gemerkt, Ihr lieben Schwaben? Wir sprechen von Röschti und nicht von Rösti. Ein paar Dinge müsst ihr schon noch lernen, bevor wir «Ja» sagen.