Auf diesen Tag hat in Genf alles gewartet. US-Präsident Joe Biden (78) kommt für sein Treffen mit Russlands Staatspräsident Wladimir Putin (68) in die Schweiz – und Blick ist live vor Ort: am Flughafen, in der Stadt und sogar im Hotel Intercontinental, wo kurz nach der Landung das Biden-Treffen mit den Schweizer Bundesräten Guy Parmelin (61) und Ignazio Cassis (60) stattfindet.
Schon den ganzen Dienstag über kreisen Helikopter über der Stadt, immer engmaschiger werden die Sicherheitsmassnahmen. Um 15 Uhr dann endlich die Meldung: Joe Biden ist auf dem Weg! In Brüssel, wo er die Nato besucht hat, besteigt der US-Präsident die Air Force One in Richtung Genf.
«Wir sind so glücklich, hier sein zu dürfen!»
Zur gleichen Zeit wird Blick am Fussgänger-Checkpoint vor dem Intercontinental in Empfang genommen. Ein grosser LKW versperrt die Strasse. Dan Klein, ein freundlicher Amerikaner, holt Blick-Auslandredaktorin Fabienne Kinzelmann (28) und sechs weitere Schweizer Journalisten ab. Seit einer Woche ist er hier, es ist seine erste Reise für US-Präsident Biden. «Wir sind so glücklich, hier sein zu dürfen!», schwärmt er. «Jeder ist so freundlich!» Ein Pin mit einem grossen «S» sichert ihm den Durchgang. Zehn Minuten später: Sicherheitscheck am Eingang des Intercontis. Die Taschen werden durchleuchtet. Die Lobby ähnelt einer Messe, so wuselig geht es zu.
Dann werden die zugelassenen Journalisten in den ersten Stock zu den Konferenzräumen geführt. «Police Hold», «Staff Hold» und natürlich «President Hold» sind sie angeschrieben. Die Schweizer Fahne und die US-Flagge sind fürs Foto bereits installiert. Fotos gemacht werden dürfen aber noch keine.
Handshake auf dem Rollfeld
Die Air Force One nähert sich währenddessen Genf. In Kürze wird Joe Biden in der Schweiz landen. Die Spannung steigt! Zuerst landet auf dem Flughafen Genf-Cointrin die Vorhut: Begleitflugzeuge mit der Entourage.
Um 16.23 Uhr ist es so weit: Joe Biden ist gelandet! Der spezielle rote Teppich – ein Sonderwunsch der Amerikaner – wird ausgerollt. Mit einer Sonnenbrille zeigt sich der US-Präsident an der Flugzeugtür, dann nimmt er sie ab, läuft die Treppe runter und setzt sie erst wieder auf, nachdem er am Rollfeld jedem die Hand geschüttelt hat. Ohne Maske – in den USA hat der US-Präsident die Maskenpflicht für Geimpfte ohnehin schon grösstenteils aufgehoben.
Bundespräsident Guy Parmelin ist der Erste, der den 46. US-Präsidenten auf Genfer Boden mit Handschlag begrüssen darf. Auch Aussenminister Ignazio Cassis und Regierungsratspräsident Serge Dal Busco (62) kommen zum Zug – ebenso wie einige Mitglieder der amerikanischen Delegation, darunter Eva Weigold Schultz, die geschäftsführende US-Botschafterin in Bern.
«Der Austausch mit Herrn Biden war sehr herzlich. Es war kurz, aber intensiv und direkt», sagt Regierungsratspräsident Dal Busco hinterher zu Blick. Was während des Gipfels zähle, sei die Herangehensweise von Biden und Putin, die Entscheidung für ein Treffen, für den Dialog. «Sie tun es hier, in der Schweiz, in Genf, was eine Ehre ist.» Mit diesem Gedanken im Hinterkopf habe er den US-Präsidenten begrüsst. «Wir waren dort, um eine lange und schöne Schweizer und Genfer Tradition fortzuführen.»
Präsidenten-Konvoi umfasst 35 Fahrzeuge
Am Flughafenzaun klatschten ein paar Dutzend Schaulustige nach der Landung Beifall. Die Genfer Bevölkerung hat überwiegend Verständnis für die weiträumigen Strassensperren gezeigt. Viele Menschen freuten sich über das internationale Rampenlicht.
Um 16.47 Uhr setzt sich Bidens Konvoi in Bewegung. Ein echtes Grossaufgebot: Locker 35 Wagen sind es insgesamt.
Biden fährt allein in seiner gepanzerten Limousine «The Beast». An mehreren Laptop-Bildschirmen im Interconti verfolgen Mitarbeiter der Delegationen und Journalisten das Spektakel. «Ich finde es einfach jedes Mal wieder aufregend, wenn ich das sehe», sagt eine Mitarbeiterin der US-Regierung.
Dann: Showdown. Eng drängen sich die zugelassenen Journalisten in der Nähe des Konferenzsaals. Seit drei Stunden warten sie auf ihren «Biden-Moment». Nur eine Minute ist ihnen versprochen worden – am Ende werden es gerade mal etwa 20 Sekunden sein.
Um 17.34 Uhr dürfen alle kurz in den Konferenzsaal, wo Biden und Parmelin gerade am Kopfende der Delegationen Platz für das bilaterale Treffen zwischen der Schweiz und den USA nehmen. Alle treten sich auf die Füsse. Jeder versucht, schnell ein Foto zu machen.
«Jedes Mal das Gleiche!»
Biden lächelt. Macht eine ausladende Handbewegung und sagt etwas in Richtung Parmelin. Ein Scherz offensichtlich, denn jetzt lachen beide. Entspannte Momente, bevor am Folgetag das heiklere Treffen für den US-Präsidenten ansteht: der Gipfel mit Putin, der eigentliche Grund für Bidens Reise nach Genf.
Eine amerikanische Sicherheitsbeauftragte muss alle, die nicht zu Bidens oder Parmelins Team gehören, wieder aus dem Raum komplimentieren. «Jedes Mal das Gleiche!», stöhnt sie und rollt mit den Augen, weil alle versuchen, noch einen allerletzten Blick auf den mächtigsten Mann der Welt zu erhaschen. Für sie wohl normal. Für Genf aber: Ausnahmezustand.