Auf einen Blick
- Biden erteilt der Ukraine die Erlaubnis, ATACMS-Raketen gegen russische Ziele einzusetzen
- Russland droht mit einer «nuklearen Antwort»
- Am Dienstag erfolgte der erste ATACMS-Raketenangriff in einer Grenzregion
- Erstmals setzte die Ukraine auch britische Storm Shadow-Raketen für Angriffe auf Russland ein
EU-Parlamentspräsidentin fordert Taurus-Waffenhilfe für Kiew
Angesichts der verstärkten Angriffe Russlands in der Ukraine befürwortet EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola die rasche Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine.
Auf die Frage, ob die EU-Staaten - wie die USA - den Einsatz weitreichender Raketen auch gegen Ziele in Russland erlauben sollten und Deutschland auch das Waffensystem Taurus liefern müsste, antwortete Metsola den Zeitungen der Funke Mediengruppe: «Ja, das ist auch die Position des EU-Parlaments. Es gibt breite Unterstützung für diese Forderung. Wir werden sehen, ob es nach der Bundestagswahl zu einer entsprechenden Kursänderung kommt.»
Vielleicht könnte es eine solche Kursänderung auch vorher schon geben, fügte Metsola hinzu, denn «es gibt ja auch in der Berliner Koalition unterschiedliche Positionen zur Taurus-Lieferung». Kanzler Olaf Scholz lehnt eine Taurus-Lieferung seit langem ab. Er fürchtet, dass Deutschland dadurch direkt in den Krieg zwischen Russland und der Ukraine hineingezogen werden könnte. FDP und Grüne plädieren hingegen für die Lieferung des Waffensystems an die Ukraine.
Nordkoreanische Soldaten in Russland könnten sich «bald» an Kämpfen beteiligen
Die USA gehen laut ihrem Verteidigungsminister davon aus, dass tausende nach Russland verlegte nordkoreanische Soldaten «bald» in Kampfhandlungen gegen die Ukraine eintreten werden. Auf der Grundlage ihres Trainings und der Art und Weise, wie nordkoreanische Soldaten «in die russischen Formationen integriert» würden, «rechne ich fest damit, dass sie bald an Kämpfen beteiligt sein werden», sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Samstag bei einer Zwischenlandung.
Bislang habe er noch keine «nennenswerten Berichte» darüber gesehen, dass nordkoreanische Soldaten «aktiv an Kampfhandlungen beteiligt» seien, fuhr der Pentagon-Chef fort. Die USA gehen demnach davon aus, dass etwa 10'000 nordkoreanische Soldaten in der russischen Grenzregion Kursk stationiert sind und dort «in die russischen Formationen integriert werden».
Südkoreanische Regierungsvertreter und eine Forschungsgruppe hatten am Donnerstag erklärt, dass Russland Nordkorea im Gegenzug für die Truppen unter anderem mit Öl und Wirtschaftshilfe versorgt habe. Aus Kiew kam die Warnung, dass Moskau neben den nordkoreanischen Soldaten eine 50'000 Soldaten starke Truppe zusammengezogen habe, um die Kontrolle über Teile der von ukrainischen Kräften eingenommenen Region Kursk zurückzuerlangen.
Die Ukraine war Anfang August überraschend in die Region Kursk einmarschiert. Nach Angaben von russischen Militärs und Militär-Bloggern ist die ukrainische Armee in Kursk mittlerweile in der Defensive.
Selenski wirft Putin neue Kriegsverbrechen vor
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Kremlchef Wladimir Putin nach dem Beschuss der Stadt Dnipro mit einer neuen Mittelstreckenrakete Kriegsverbrechen vorgeworfen. Wenn jemand andere Länder beschiesse, nicht nur um sie zu terrorisieren, sondern um neue Raketen für weiteren Terror zu testen, dann sei dies ganz sicher ein Kriegsverbrechen, argumentierte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. Putin hatte zuvor den Einsatz der Mittelstreckenrakete als gelungenen Test unter Kriegsbedingungen bezeichnet.
Das Verhalten Russlands sei auch ein Affront gegenüber China und den Ländern des Globalen Südens, die zur Mässigung aufrufen, klagte Selenski. Einmal mehr forderte er eine scharfe Reaktion der internationalen Gemeinschaft.
Der Kreml selbst wirft Kiew und dem Westen Eskalation vor und sieht im Einsatz der neuen Rakete eine Antwort auf den Beschuss russischen Territoriums mit weitreichenden westlichen Waffen durch die Ukraine.
Selenski richtete auch einen Appell an die eigenen Landsleute und die in Kiew arbeitenden ausländischen Diplomaten. Die Ukraine arbeite daran, ihre Flugabwehr zu verstärken. Trotzdem müsse jeder Luftalarm ernst genommen und bei Gefahr Deckung gesucht werden. Zugleich dürfe die potenzielle Gefahr eines russischen Raketenangriffs nicht als Vorwand genutzt werden, um frei zu machen, sagte Selenski auch mit Blick auf die teilweise geschlossenen Botschaften im Land.
Russisches Militär: Neue Rakete kann Ziele in ganz Europa treffen
Die auf das ukrainische Dnipro abgefeuerte neue russische Mittelstreckenrakete kann nach Angaben des Moskauer Militärs Ziele in ganz Europa treffen. «Ausgehend von den gestellten Aufgaben und der Reichweite dieser Waffe, kann sie Ziele auf dem ganzen Gebiet Europas angreifen, was sie vorteilhaft von anderen Arten von hochpräziser Waffen grosser Reichweite unterscheidet», sagte der Chef der strategischen Raketenstreitkräfte Russlands, Sergej Karakajew, laut russischen Nachrichtenagenturen bei einer Sitzung mit Präsident Wladimir Putin.
Das Raketensystem mit Namen Oreschnik (deutsch: Nussstrauch) könne sowohl mit konventionellen als auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden, sagte der hochrangige General. Seinen Angaben nach ist die Rakete von der Flugabwehr nicht aufzuhalten. Zuvor hatte Putin in seiner Rede vor den Militärs und Rüstungsbeamten erklärt, dass die neue Rakete in Serie gefertigt werden solle.
Selenski fordert Reaktion auf russischen Raketenschlag
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Weltgemeinschaft zu einer entschiedenen Reaktion auf den russischen Angriff mit einer neuen Mittelstreckenrakete aufgefordert. «Dies ist eine eindeutige und ernsthafte Ausweitung des Ausmasses und der Brutalität dieses Krieges, eine zynische Verletzung der UN-Charta durch Russland», schrieb Selenski in sozialen Netzwerken. «Es ist ihm egal, was China, Brasilien, die europäischen Länder, Amerika und alle anderen Länder der Welt fordern.»
Putin bestätigt Raketenschlag gegen Ukraine
Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen Angriff auf die Ukraine mit einer neuen Mittelstreckenrakete bestätigt und mit weiteren Schlägen gedroht. In einer Videoansprache nannte er das System Oreschnik.
Es arbeite mit Hyperschallgeschwindigkeit und könne nicht abgefangen werden, sagte der Kremlchef. In der ukrainischen Grossstadt Dnipro waren am Donnerstagmorgen mutmasslich sechs Sprengköpfe einer russischen Rakete eingeschlagen. Es seien keine nuklearen Sprengladungen gewesen, sagte Putin.
Er sprach von einer Reaktion darauf, dass die USA und andere westliche Länder der Ukraine den Einsatz weitreichender Waffen auch auf russischem Territorium erlaubt hätten. «Wir haben mehrfach unterstrichen, dass der vom Westen provozierte Regionalkonflikt in der Ukraine Elemente globalen Charakters angenommen hat», sagte Putin. Zugleich nannte er das neue System die Moskauer Antwort darauf, dass die USA Mittelstreckenraketen in Europa und im Pazifik stationieren wollten.
Moskau will Zivilisten warnen
Bei weiteren möglichen Angriffen mit Oreschnik werde Russland die Zivilbevölkerung warnen, damit sie die Gefahrenzone verlassen könne, sagte Putin. Er sprach nicht von einem Nuklearangriff. Allerdings werten Experten gerade den Einsatz von mehreren Sprengköpfen als Hinweis darauf, dass die Rakete technische gesehen auch nuklear bestückt werden könnte. Daten zu der neuen Rakete gibt es bislang nicht, auch die Typenbezeichnung ist bislang nicht aufgetaucht.
Der Einsatz von Raketen mit hoher Reichweite auf beiden Seiten gilt als gefährliche Eskalation in dem seit mehr als 1000 Tagen andauernden russischen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.
Die Ukraine hatte in den vergangenen Tagen ATACMS aus US-Produktion und britische Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow auf Militärziele in Russland abgefeuert. Nach dem Angriff mit dem neuen Raketentyp auf Dnipro gab es zunächst Spekulationen, ob es sich dabei um eine Interkontinentalrakete gehandelt haben könnte.
Russland will Storm-Shadow-Marschflugkörper abgefangen haben
Russland hat nach eigenen Angaben zwei von der Ukraine abgefeuerte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow abgefangen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es wäre der erste Einsatz dieser aus Grossbritannien gelieferten Waffen über Russland seit Kriegsbeginn.
Moskau hatte jüngst den Einsatz weitreichender Waffen als Eskalation des Konflikts bezeichnet und in seiner eigenen Atomdoktrin die Schwelle für den Einsatz von Kernwaffen gesenkt.
«Von der Flugabwehr wurden 2 Marschflugkörper Storm Shadow aus britischer Produktion, 6 reaktive Geschosse des Typs Himars aus US-Produktion und 67 Drohnen abgeschossen», heisst es in der Mitteilung des russischen Militärs. Zu Einschlägen und Schäden machte das Verteidigungsministerium keine Angaben.
Putin schickt Zootiere nach Nordkorea
Russlands Präsident Wladimir Putin hat Nordkorea mehr als 70 exotische Tiere aus dem Moskauer Zoo geschenkt.
Darunter seien ein Löwe, zwei Braunbären und Yaks – eine Rinderart –, fünf weisse Kakadus, 25 Fasane und 40 Mandarinenten, berichtete das Internetportal Fontanka bereits am Mittwoch über den Akt von Tierdiplomatie, die auch am Folgetag in Russland noch heftig diskutiert wird.
So schreiben vor allem kremlkritische Internetmedien über ein «Tauschgeschäft», hatte doch Nordkorea zuvor Angaben westlicher Geheimdienste zufolge mehr als 10'000 Soldaten in die Kriegszone an der russischen Grenze zur Ukraine entsandt.
Nicht das erste tierische Geschenk der Russen an Nordkorea
Die Tiere, die Russlands Bodenschatz- und Umweltminister Alexander Koslow per Flugzeug im Rahmen seiner Nordkorea-Reise mitbrachte, sollen künftig im Pjöngjanger Zoo leben. Koslow sprach von einem neuen «Markstein bei der Kooperation» beider Länder. Dabei ist es nicht das erste tierische Geschenk der Russen an Nordkorea.
Schon im April sollen etwa 40 Vögel, darunter See- und Steinadler, an den Zoo in der nordkoreanischen Hauptstadt gegangen sein. Diese Art von Diplomatie ist nicht ungewöhnlich. So nutzt China vor allem Pandabären als Geschenk, um freundschaftliche Beziehungen auszudrücken.
Ukraine meldet: Russen feuerten erstmals Interkontinentalrakete ab
Nach ukrainischen Angaben hat Russland in der Nacht auf Donnerstag erstmals eine ballistische Interkontinentalrakete auf die Stadt Dnipro im Zentralosten des Landes abgefeuert. Die Rakete sei aus der russischen Region Astrachan gestartet worden.
Laut ukrainischen Angaben war sie nicht mit einem Atomsprengkopf bestückt. Es sei «offensichtlich», dass die Rakete keinen nuklearen Sprengkopf gehabt habe, verlautete aus Kreisen der ukrainischen Luftwaffe gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Der Schlag erfolgte, nachdem die Ukraine in dieser Woche mit US-amerikanischen und britischen Raketen Ziele in Russland angegriffen hatte.
Angriff auf kritische Infrastruktur
Der russische Angriff habe Unternehmen und kritische Infrastruktur in Dnipro zum Ziel gehabt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Aus der Erklärung ging nicht hervor, ob die Interkontinentalrakete Schäden verursachte. Es wurde zudem nicht gesagt, welche Art von ballistischer Interkontinentalrakete abgefeuert wurde. Ein Militäranalyst gab gegenüber «ABC News» an, dass der Angriff eher dem Beschuss durch eine Kurzstreckenrakete gleiche.
Das russische Verteidigungsministerium hat sich bis jetzt noch nicht zum potenziellen Angriff mit einer Interkontinentalrakete geäussert.
Interkontinentalraketen können sowohl mit konventionellen als auch mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden und Ziele in Tausenden von Kilometern Entfernung treffen.
Video zeigt Storm-Shadow-Angriff
Die Ukraine hat britischen Medienberichten zufolge erstmals von Grossbritannien gelieferte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow im Verteidigungskrieg gegen Russland eingesetzt. Mehrere davon seien gegen mindestens ein russisches Militärziel abgefeuert worden, berichtete die Zeitung «Financial Times» unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten westlichen Beamten.
Ein Video, das im Internet kursiert, soll den Angriff zeigen.
Laut der Zeitung «Times» haben Regierungsquellen den Einsatz der Marschflugkörper bestätigt. Zwölf der Raketen seien am Mittwochmorgen auf die russische Grenzregion Kursk abgefeuert worden, die teilweise von ukrainische Truppen kontrolliert wird, berichtete die Zeitung unter Berufung auf russische Sender.
Die bereits im Sommer 2023 gelieferten Marschflugkörper aus britisch-französischer Produktion haben eine Reichweite von bis zu 250 Kilometern, durften aber bisher nicht gegen Ziele in Russland eingesetzt werden.