Die Ex-Sowjetrepublik sperrte einen Grenzübergang zu Polen, den Saakaschwili zu Fuss passieren wollte, wie mitreisende Journalisten berichteten. Dann durchbrach eine Gruppe seiner Anhänger von ukrainischer Seite die Kette der Grenzschützer und holte ihn aus dem Niemandsland bei dem Ort Schehyni.
Stunden vorher war eine Einreise mit dem Zug von der polnischen Stadt Przemysl aus blockiert worden. «Einen Zug als Geisel nehmen - das ist lächerlich», sagte Saakaschwili.
Saakaschwili hatte seine Absicht zur Rückkehr in die Ukraine Wochen im Voraus angekündigt. Er änderte allerdings am Sonntag kurzfristig den Reiseweg. Ursprünglich wollte er in einem Bus mit Journalisten den Grenzposten Korczowa überqueren. Dann wechselte er mit der Begründung in den Zug, dass «Provokationen geplant» seien.
Saakaschwili war 2015 von Präsident Petro Poroschenko als Reformhelfer in die Ukraine berufen worden. Seitdem haben die beiden sich aber überworfen.
Poroschenko entzog seinem früheren Freund in Juli die ukrainische Staatsbürgerschaft. Der 49-jährige Saakaschwili ist nun staatenlos. Die georgische Staatsbürgerschaft verlor er, als er die ukrainische annahm.
Saakaschwili wurde bei den Einreiseversuchen von der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko und mehreren ukrainischen und polnischen Abgeordneten begleitet.
Wie es in der Ukraine für ihn weitergeht, war am Sonntagabend unklar. Schlimmstenfalls droht ihm Verhaftung. Georgien soll wegen Vorwürfen des Amtsmissbrauchs die Auslieferung des Ex-Staatschefs beantragt haben, der von 2004 bis 2013 regierte.
Als Gouverneur der ukrainischen Schwarzmeerstadt Odessa versuchte Saakaschwili zunächst, Reformen durchzusetzen. Dann trat er aber zurück und ging auf Konfrontationskurs zu Poroschenko, dem er Korruption vorwarf.
Saakaschwili strebt in der Ukraine eine neue Politkarriere an. Die Einreise ohne gültige Papiere begründete er damit, dass er vor Gericht um seine Staatsbürgerschaft kämpfen wolle.
2003 hatte Saakaschwili schon einmal einen Polizeikordon durchbrochen, um das Gebäude des georgischen Parlaments in Tiflis zu stürmen. Das war der entscheidende Schritt in der sogenannten Rosenrevolution, in der er Präsident Eduard Schewardnadse die Macht entriss.
Auf ukrainischer Seite warteten den ganzen Sonntag über Anhänger Saakaschwilis am Strassengrenzübergang Krakowez bei Lwiw auf seine Ankunft. Dort nahm die Polizei etwas 100 Männer in Tarnfleck fest, weil sie Gasballons und Schreckschusspistolen hatten. Unklar war, ob es sich um Befürworter oder Gegner Saakaschwilis handelte.