Ukraine - Russland
Ukrainischer Filmemacher Senzow beendet Hungerstreik

Moskau – Nach knapp fünf Monaten will der in Russland inhaftierte ukrainische Regisseur Oleg Senzow seinen Hungerstreik beenden. Von Samstag an werde er wieder Nahrung zu sich nehmen, teilte sein Anwalt Dmitri Dinse der Agentur Interfax zufolge am Freitag in Moskau mit.
Publiziert: 05.10.2018 um 17:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:33 Uhr
Der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow ist in Russland zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Die Behörden warfen ihm «Terrorismus» und Waffenhandel vor, was er zurückwies. (Bild vom 28. September)
Foto: KEYSTONE/AP Russian Federal Penitentiary Service

Senzow spüre, dass sich sein Körper bereits stark verändert habe. Um eine Zwangsernährung im Gefängnis zu verhindern, habe er sich zu einem Abbruch entschlossen. «Der Strafgefangene Oleg Senzow hat schriftlich erklärt, Essen zu sich zu nehmen», teilte die russische Strafvollzugsbehörde am Freitag mit.

Senzow wollte mit dem Hungerstreik die Freilassung aller ukrainischen politischen Gefangenen in Russland erzwingen - was ihm nicht gelang.

Die Strafvollzugsbehörde gab bekannt, dass Ärzte nun eine optimale Diät für ihn zusammenstellen würden, so dass er bald wieder normal essen könne. Der 42-Jährige hatte bisher Nährstoffe per Tropf erhalten.

Senzow habe seinen Hungerstreik am Freitag beendet, sagte der stellvertretende Behördenchef, Valeri Maximenko, vor russischen Journalisten. Bislang habe er «Pasten aus Tuben» gegessen - «wie ein Kosmonaut», sagte Maximenko dem unabhängigen Fernsehsender Doschd.

Ärzte und Anwälte hätten Senzow überzeugen können, «dass er leben muss, dass das Leben weiter geht». Derzeit sei Senzow noch im Gefängniskrankenhaus. Sobald es ihm besser gehe, werde er wieder kaserniert.

Senzow war am 14. Mai in den Hungerstreik getreten. Ende September wurde er zu Untersuchungen in ein Krankenhaus in der Stadt Labytnangi gebracht worden. Ein damals von den Strafvollzugsbehörden veröffentlichtes Foto zeigt, wie eine Ärztin die Brust des inhaftierten Kreml-Kritikers abhört. Der Filmemacher wirkt darauf deutlich dünner und älter als auf vorherigen Aufnahmen.

Senzow war im Mai 2014 auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim festgenommen worden. Die Behörden warfen ihm «Terrorismus» und Waffenhandel vor. Der Aktivist und Dokumentarfilmer wies dies zurück, wurde aber im August 2015 zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er in einer Strafkolonie im äussersten Norden Russlands verbüsst. Der Prozess wurde international scharf kritisiert.

Senzow wollte mit dem Hungerstreik während der Fussballweltmeisterschaft in Russland im Sommer maximalen Druck auf die Regierung in Moskau ausüben. Er werde den Hungerstreik erst beenden, wenn Russland alle ukrainischen «politischen Gefangenen» freilässt, hatte er damals gesagt. Der Kreml gab aber nicht nach.

Unterstützer starteten eine grosse Solidaritätskampagne in Dutzenden Städten der USA, der USA und im Nahen Osten - darunter auch Prominente wie US-Autor Stephen King, der US-Schauspieler Johnny Depp und die französische Schauspielerin Isabelle Huppert. Dutzende Schriftsteller forderten Russlands Präsident Wladimir Putin vor der Fussball-WM auf, Senzow freizulassen.

Die russische Regierung lehnte eine Freilassung aber ab - es sei denn, dieser reiche ein Gnadengesuch ein. Das wiederum lehnte Senzow ab.

Anhänger Senzows in der Ukraine und Russland hatten den Regisseur schon seit längerem aufgefordert, den Hungerstreik zu beenden. Sie bräuchten ihn lebend, erklärten sie.

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