950 Menschen seien an Bord des Unglücks-Boots gewesen, darunter 200 Frauen und etwa 50 Kinder. Dies berichtet einer der nur 28 Überlebenden des Flüchtlingsdramas von der Nacht auf gestern den italienischen Behörden. Der junge Mann aus Bangladesch sagt, die Flüchtlinge seien in einem Hafen 50 Kilometer von der libyschen Hauptstadt Tripolis entfernt gestartet.
Das Boot sei komplett überfüllt gewesen. Die Schlepper hätten viele Menschen, die sich die Fahrt an der frischen Luft nicht hätten leisten können, unter Deck eingesperrt. Diese hatten beim Untergang des Boots keine Chance. «Die Schmuggler haben die Türen geschlossen und verhindert, dass sie herauskommen», berichtet der Überlebende.
Nachdem das Flüchtlingsboot kippte, sank es offenbar in Minuten. Nach Angaben von Antonino Iraso, General der italienischen Grenzpolizei, deutet dies darauf hin, dass viele Menschen unter Deck eingesperrt waren, deren Gewicht das Boot schnell nach unten drückte.
«Das Boot ist gekentert, bevor wir uns überhaupt nähern und die Schaluppen herunterlassen konnten», berichtet der Kapitän eines zu Hilfe gerufenen Handelsschiffs.
Der Überlebende aus Bangladesch befindet sich derzeit in einem Spital in der sizilianischen Stadt Catania. Sein Name wird von den Behörden geheimgehalten.
Die von der italienischen Küstenwache koordinierten Rettungseinheiten fanden keine weiteren Überlebenden. Bisher wurden erst 24 Leichen geborgen. Hunderte Flüchtlinge gelten noch als vermisst.
Die Leichen der 24 Ertrunkenen wurden unterdessen nach Malta gebracht. An Bord des gleichen Schiffes waren nach Angaben der Einsatzkräfte in der maltesischen Hauptstadt Valletta auch die Überlebenden, die nach Italien gebracht werden sollen. Die Leichen sollen nun obduziert werden, berichtet die Zeitung «Times of Malta». (noo/SDA)