Blumen auf einem Schlachtfeld
Laura Leveque (22) wurde unter Leichen «begraben», wie sie selbst sagt. Mit ihren Tattoos will sie ihren «Körper zurückgewinnen und den Horror in etwas Schönes verwandeln.» Ihre Schulter zieren ein Rabe, eine Sonnenfinsternis, eine Schlange, die sich in den Schwanz beisst («Der Kreis des Lebens») und Blumen, die auf einem Schlachtfeld wachsen.
Symbole auf den Wunden
«Ich wollte meine Wunden nicht veredeln, ich wollte sie beleuchten», sagt Sophie (33). Die junge Frau bekam eine Kugel in den Fuss und eine in den Oberschenkel. Dort ist jetzt eine «Catrina», eine Skelett-Lady aus der Tradition des Tags der Toten in Mexiko. Auf dem Fuss hat sie eine Sonnenblume tätowiert.
Als Ausdruck für die innere Wunde
«Ich hatte keine physische Wunde», sagt David Fritz Goeppinger (25). «Ich brauchte aber etwas.» Darum liess er sich das Datum des Massakers in römischen Ziffern tätowieren. Und die Ziffer «V/V» – sie steht für ihn und seine vier Freunde, die das Blutbad zusammen überlebt haben.
Der Kampfspruch des Widerstands
«Fluctuat nec mergitur», steht auf Rubens Arm. «Sie schwankt, aber sie geht nicht unter.» Das alte lateinische Motto von Paris wurde nach den Anschlägen zum Symbol des Widerstands gegen den Terror. Auch Alexandra hat den Spruch tätowiert – sie überlebt die Schüsse in der Bar Le Carillon, das von den Attentätern ebenfalls unter Beschuss genommen wurde.
Ein «Fuck» für die Terroristen
«Es war Freitag, der 13., wir waren zu 13. am Konzert, und wir haben alle überlebt», sagt Ludmila Profit (24). Sie hat die Zahl in einem vierblättrigen Kleeblatt verewigt. Dazu das Wort «Fuck» – als Trotz-Nachricht an die Terroristen.
Um loslassen zu können
Das Tattoo auf Fannys Rücken kann sie selbst nicht sehen. «Ich weiss, dass es da ist. Wie Olivier. Ich weiss, dass er da ist, auch wenn er es nicht mehr ist», sagt sie. Ihr Partner ist im Bataclan getötet worden. Doch das Leben geht weiter. «Manchmal musst du die Dinge gehen lassen», heisst es auf Englisch.
(rey)